Dienstag, 11. September 2007

IKB-Bank: Notverkäufe drohen!

Trotz der gemeinsamen Rettungsaktion von der Kreditanstalt für Wiederaufbau, Deutsche Bank, Commerzbank und weiterer Institute (siehe "IKB Bank: Bankenkonsortium muss mithelfen" vom 01.08.2007) ist die IKB-Bank laut einem Bericht im Handelsblatt schon wieder in Bedrängnis geraten (Hervorhebungen von mir hinzugefügt):


HANDELSBLATT, Dienstag, 11. September 2007, 18:34 Uhr
Immobilienkrise

IKB-Bank drohen Notverkäufe
Von Nicole, Bastian, Frank Matthias Drost und Norbert Häring

Die weltweite Finanzkrise stürzt die Mittelstandsbank IKB in noch massivere Probleme. Ihre Zweckgesellschaft Rhinebridge kann sich nicht mehr über kurzfristige Schuldverschreibungen (Commercial Papers) refinanzieren.

[HW71: das wundert mich nicht wirklich! :o( (siehe "Bankenkrise: ein weiterer Grund für das Horten von Geldern...")]

Deshalb musste sie jetzt von Banken zugesicherte Liquiditätslinien ziehen. Experten erwarten inzwischen sogar ein Übergreifen der Krise auf die Wirtschaft.

FRANKFURT/BERLIN. Finanzkreise erwarten, dass Rhinebridge Ende dieser Woche damit beginnen wird, das Portfolio von insgesamt 2,3 Mrd. Euro zu verkaufen. Da derzeit für die dort enthaltenen langfristigen Papiere (Asset Backed Securities) nur sehr schwer Abnehmer zu finden sind, wäre der Notverkauf mit erheblichen Preisabschlägen verbunden.

Die Ratingagentur Fitch hat die Rhinebridge-Papiere nach Gesprächen mit dem IKB-Vorstand drastisch heruntergestuft.

[HW71: jetzt, nachdem das Kind in den Brunnen gefallen ist!]

Die zuvor mit der besten Bonitätsnote AAA gerateten vorrangigen Langfristpapiere sind nun 14 Stufen niedriger mit der Note B bewertet. Um auslaufende kurzfristige Papiere bedienen zu können, müsse Rhinebridge weitere Bestandteile des Portfolios verkaufen oder Liquiditätslinien ziehen, prognostiziert Fitch. Am Donnerstag steht der nächste Liquiditätstest der Zweckgesellschaft an.

Anders als das größere Portfolio der Zweckgesellschaft Rhineland Funding ist Rhinebridge nicht Bestandteil des 3,5 Mrd. Euro schweren Pakets, mit dem die IKB im August gerettet wurde. Die IKB hat zwar keine eigenen Liquiditätszusagen an Rhinebridge gegeben, besitzt aber 258 Mill. US-Dollar an nachrangigen Papieren, die ihren Wert verlieren könnten. Die Bank, die im laufenden Geschäftsjahr mit bis zu 700 Mill. Euro Verlust rechnet, teilte mit, man habe „umfassende und ausreichende Rückstellungen für Rhinebridge getätigt“.

Wie das Handelsblatt aus Bankenkreisen erfuhr, ist der Verkauf der Bundesbeteiligung in Höhe von 38 Prozent an der IKB eine Bedingung der Kreditwirtschaft dafür gewesen, sich an der milliardenschweren Rettungsaktion zu beteiligen. Aus einem Verwaltungsratspapier der KfW Bankengruppe, das dem Handelsblatt vorliegt, geht hervor, dass die an der Rettungsaktion beteiligten Banken im Fall eines Verkaufs des 38-Prozent-Anteils am Erlös beteiligt werden.

Wie Rhinebridge leiden viele andere Zweckgesellschaften an fehlenden Investoren. In dieser Woche werden Experten zufolge bei Zweckgesellschaften weltweit etwa 130 Mrd. Dollar an kurzfristigen Schuldverschreibungen fällig, die refinanziert werden müssen. In Bankenkreisen herrscht große Nervosität, ob die Refinanzierung gelingt. Sonst könnte es zu Kettenreaktionen und daraus folgenden Insolvenzen von Kreditinstituten kommen.

Inzwischen gehen internationale Organisationen und führende Banken davon aus, dass die Krise an den Kredit- und Geldmärkten die gesamte Wirtschaft in Mitleidenschaft zieht. „Die Finanzkrise dauert nun schon so lange, dass sie die Bereitschaft und Fähigkeit der Banken beeinträchtigt, Kredite an die Wirtschaft zu vergeben“, sagt Joachim Fels, Leiter der Anleihestrategie von Morgan Stanley. Deshalb hat die Investmentbank ihre Prognosen für das Wachstum der Weltwirtschaft im nächsten Jahr um einen halben Prozentpunkt gesenkt. Volkswirte der Deutschen Bank rechnen mit einer ähnlichen Abschwächung und schließen für den Fall, dass die Finanzkrise noch länger andauert, sogar eine Rezession nicht aus.

Der Europadirektor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Michael Deppler, erklärte, die Finanzmarktturbulenzen würden das Wachstum in Europa mehr schwächen als bislang gedacht.

[HW71: ich dachte, das wäre alles bereits "contained"???]

Wie der IWF kündigte gestern auch die EU-Kommission an, die Wachstumsprognose für Europa für das Jahr 2008 zu senken. Wenn wir uns diese Zahlen anschauen, können wir zu dem Schluss kommen, dass die Spitze des Zyklus vielleicht hinter uns liegt“, sagte Währungskommissar Joaquín Almunia. Burkhard Jung, Vorstandschef der Unternehmensberatung CMS, fürchtet, dass die Probleme der Banken sich auch auf mittelständische Firmen auswirken werden. „Wir werden einen Vergabeengpass an Kredit- und Eigenkapitalfinanzierungen sehen.“