Freitag, 21. September 2007

Deutsche Bank: Ackermann auf "Promo-Tour"

Wie hier bereits berichtet, scheint Josef Ackermann auf "Promo-Tour", um besorgte Sparer zu beruhigen, was aber nicht immer so einfach zu sein scheint. Hier ein weiterer Bericht aus der Financial Times:


Ackermanns unglückliche TV-Tour
von Angela Maier (Frankfurt)
Josef Ackermann ist auf Fernsehtournee. Die Nation ist besorgt über die Kreditkrise, da tun beruhigende Worte des Chefs der Deutschen Bank not. Doch an den Finanzmärkten kommen diese gar nicht gut an.

Die ZDF-Moderatorin Maybrit Illner schaut skeptisch. "Das klingt auch wieder so optimistisch", fasst sie nach, als Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ihr in seinem beruhigenden Schweizer Singsang die Kreditkrise, deren Ursachen und die - selbstverständlich - undramatischen Folgen erläutert. Fast eine Stunde lang beruhigt der 59-jährige Schweizer die um ihr Geld bangende deutsche Nation. "Ich habe keine Bedenken, dass das vom System und auch von den einzelnen Banken sehr gut aufgefangen werden kann", sagt Ackermann.

Fast scheint es, als sei dies in der größten Finanzkrise seit 1998 zu einer der wichtigsten Beschäftigungen von Deutschlands mächtigstem Banker geworden. Vor zwei Wochen erklärte er sich in Frank Elstners "Menschen der Woche". Vergangenen Montag befragte Peter Voss den weltläufigen Manager auf 3sat, in seiner Sendung "Bühler Begegnungen".

Noch zu Beginn dieses Monats hatte Ackermann per Zeitungsbeitrag implizit Problemfälle wie die Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB und die Sachsen LB getadelt, die wegen ihrer Fehlspekulationen im US-Hypothekenmarkt beinahe hätten geschlossen werden müssen. Manche Institute seien im Verhältnis zu ihrer Größe und Risikotragfähigkeit zu hohe Risiken eingegangen, so Ackermann. Dies - sowie Fehler im Risikomanagement - sei "vor allem ein Versäumnis des Managements dieser Häuser".

Nunmehr zeigt sich Ackermann geläutert, äußert gar Bedauern über eigene Missgriffe. "Auch die Deutsche Bank hat Fehler gemacht, auch in dieser Krise." In der Euphorie zu Jahresbeginn sei sein Institut sicher auch übertriebene Engagements eingegangen. "Da stehen wir dazu."

Leveraged Loans: 29 Mrd. Euro auf den Büchern

Es wird Ackermann und seiner Bank wenig anderes übrig bleiben. Neben Engagements in zweitklassigen US-Hypotheken (Subprime) gehören derzeit Kredite für Private-Equity-Übernahmen (Leveraged Loans) zu den Vermögenswerten, die den Bankanalysten die größten Kopfzerbrechen bereiten. An solchen Leveraged Loans hat die Deutsche Bank 29 Mrd. Euro auf den Büchern oder fest zugesagt. Und muss damit rechnen, erst einmal darauf sitzen zu bleiben.

Denn diese Private-Equity-Kredite können infolge der Krise nicht mehr wie bislang am Markt weiter platziert werden. Um sie überhaupt noch loszuwerden, müssen die Banken zum Teil Abschläge von fünf Prozent und mehr hinnehmen. Die US-Konkurrenz hat bereits Geschäftszahlen vorgelegt - und auf ihre Leveraged Loans teils milliardenschwere Abschreibungen gebucht. Die drohen nun auch der Deutschen Bank: Alle Werte dieser Kreditversprechen würden in den kommenden neun Monaten korrigiert, versprach Ackermann. "Das ist sehr konservativ, aber richtig und auch ein Zeichen der Stärke."

Alles nur ein Kommunikationsproblem?

Die Aktienmärkte sahen dies anders, zumindest am Donnerstag. Hatte Ackermann vor zwei Wochen bei Bekanntgabe der Engagements in Leveraged Loans und in Liquiditätslinien für Programme forderungsbesicherter Geldmarktpapiere (Asset-Backed Commercial Papers) noch ein Kursfeuerwerk ausgelöst, reagierten die Anleger jetzt verschnupft: Die Aktie der Bank gehörte mit einem Minus von 2,04 Prozent auf 92,25 Euro zu den größten Verlierern im Dax. "Diese Quasigewinnwarnung ist das Thema heute und zieht den ganzen Markt nach unten", sagte ein Händler.

Alles nur ein Kommunikationsproblem? So wie bei der IKB? Ackermann zumindest hält die diversen Vorwürfe aus anderen Instituten, seine Bank habe die IKB-Krise durch den Stopp ihrer Kreditlinien selbst mit ausgelöst und davon auch noch profitiert, für gegenstandslos. Im Gegenteil: Unter all den Instituten, die der IKB Produkte verkauft haben, sei die Deutsche nur die Nummer fünf gewesen. "Wir wollen da gar nicht dabei sein. Wenn das Gefühl besteht, wir wollen da noch einmal profitieren, dann verzichten wir darauf", so Ackermann. "Wir haben das nicht nötig." Zumindest das könnten die Quartalszahlen der Bank am 31. Oktober klären.