Mittwoch, 1. August 2007

"IKB Bank": Bankenkonsortium muss mithelfen

Laut einem Bericht in der Financial Times Deutschland müssen zusätzlich zur KfW, die mit 38% an der IKB Bank beteiligt ist, auch Privatbanken bei der Rettungsaktion mithelfen:

Banken bewahren Märkte vor Crash

von Tim Bartz, Elisabeth Atzler, Ute Göggelmann, Nina Luttmer, Mark Schrörs, (Frankfurt) und Birgit Marschall (Berlin)

Die Krise der IKB Deutsche Industriebank ist weit dramatischer als bislang angenommen. Neben der staatlichen Förderbank KfW, die 38 Prozent an der IKB hält, machen auch Privatbanken bei einer Stützungsaktion für das Mittelstandsinstitut mit.

Die IKB hatte sich mit schlecht abgesicherten US-Immobilienkrediten ("Subprime") verspekuliert. Nach FTD-Informationen beteiligen sich Deutsche Bank, Commerzbank und weitere private Institute mit 15 Prozent an einer 3,5 Mrd. Euro hohen Risikoabschirmung für drohende Verluste der IKB-Fonds Rhineland Funding und Rhine Bridge. Weitere 15 Prozent sollen Sparkassen und Landesbanken, Genossenschafts- sowie Förderbanken stemmen. Den Rest trage die KfW, die zudem mit 8,1 Mrd. Euro für die IKB bürgt.


Dass sich alle drei Säulen des Bankensystems - private, öffentlich-rechtliche und genossenschaftliche Institute - an der Rettung der IKB beteiligen, verdeutlicht die Brisanz der Krise. Initiiert wurde die Hilfsaktion von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD), der auch Verwaltungsratschef der KfW ist. Er hatte die Spitzen der Kreditwirtschaft - darunter Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann - am Sonntag per Telefonkonferenz auf die Rettung der IKB eingeschworen.

In der Sitzung habe Jochen Sanio, Chef der Finanzaufsicht BaFin, sogar vor der größten Bankenkrise seit 1931 gewarnt, hieß es von Teilnehmern. Eine Pleite wäre die größte einer deutschen Bank seit dem Kollaps der Herstatt-Bank 1974 gewesen. Es gehe bei der Stützungsaktion "um die Stabilität des deutschen Finanzmarkts", so der Bundesverband deutscher Banken.

Weber versucht zu beruhigen

Bundesbankpräsident Axel Weber versuchte am Mittwoch, die Sorgen zu dämpfen: "Mögliche Wertverluste in den Portfolios können verkraftet werden. Eventuelle Risiken wären damit abgeschirmt."

Die letzte große Beinahe-Branchenpleite war 2005 der Zusammenbruch der Allgemeinen Hypothekenbank Rheinboden nach fehlgeschlagenen Zinsspekulationen. Heute gehört das Institut dem US-Finanzinvestor Lone Star.

Inzwischen prüft die EU-Kommission, ob die Stützungsaktion für die IKB eine Staatsbeihilfe ist - die Brüssel nur in bestimmten Fällen gestattet. Aus Regierungskreisen hieß es, durch die Beteiligung der Privatbanken handele es sich nicht um eine rein staatliche Beihilfe.

Dennoch gibt es Forderungen nach einer Trennung von KfW und IKB. "Eine Staatsbank muss sich auf ihre Aufgaben im Fördergeschäft beschränken und sich nicht ins Wettbewerbsgeschäft begeben", sagte der finanzpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Otto Bernhardt, der FTD.

Die Krise am Subprime-Markt spitzte sich am Mittwoch zu. Die US-Investmentbank Bear Stearns musste den dritten auf solche Kredite spezialisierten Hedge-Fonds schließen. Der Baufinanzierer American Home erhält keine Kredite mehr und steht vor der Pleite. Das Institut, dessen Aktie am Mittwoch um rund 90 Prozent einbrach, gehört zu den großen US-Hypothekenanbietern, hat aber vor allem Kunden mit höherer Bonität.

Weltweit brachen wegen der Krise die Aktienmärkte ein, da die Anleger in weniger riskante Investments flüchteten. Der Deutsche Aktienindex verlor zeitweise 2,5 Prozent und schloss 1,5 Prozent im Minus.

Dass auch höherwertige Immobiliendarlehen inzwischen Probleme bereiten, belegt die massive Verunsicherung der Investoren. Die australische Bank Macquarie warnte am Mittwoch vor Verlusten von bis zu 25 Prozent bei ihren zwei Fonds - obwohl diese keine direkte Verbindung zum Subprime-Markt haben.

Bei der Deutschen Bank schlägt sich die Kreditkrise bisher indes noch nicht nieder. Ihr Nettogewinn stieg im zweiten Quartal um 31 Prozent auf 1,78 Mrd. Euro.