Bei Focus Online gibt es einen weiteren Artikel zu den steigenden Preisen für Lebensmittel (Hervorhebungen von mir hinzugefügt):
Dominoeffekt im Regal
Fast wie auf Kommando: Nach Aldi hat nun auch der Discounter Rewe steigende Preise für seine Lebensmittel angekündigt. Weitere Händler sollen folgen.
Wie bei Aldi sollen in den Rewe-Filialen zunächst rund 50 Produkte teurer werden, wie ein Sprecher des Unternehmens am Freitag sagte. „Die anderen Händler werden nachziehen“, sagt Wolfgang Twardawa von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Experten erwarten, dass die Preise für Käse, Quark, Backwaren, Wurst und Tiefkühlprodukte kräftig anziehen. Viele Verbraucher sind besorgt. Und Supermärkte und Hersteller beschuldigen sich gegenseitig.
Aldi machte den Anfang
Stein des Anstoßes ist Aldi. Mit seinen Billig-Angeboten bestimmt der Discounter traditionell die Preise. Einem Bericht der „Lebensmittel-Zeitung“ (LZ) zufolge hat Aldi in dieser Woche die Preise für rund 50 Produkte verteuert. Insgesamt könnten es bis zu 380 Artikel werden. Hauptgrund sind demnach um bis zu 60 Prozent höhere Rohstoffpreise. Erstmals hatte Aldi die höheren Preise per Anzeigen in Tageszeitungen angekündigt und begründet.
In einer Stellungnahme gegenüber FOCUS Online bezeichnete Aldi Süd die in der LZ genannten Preise als „rein spekulativer Natur“. Es handle sich dabei um Schätzungen. Die Anzahl der erforderlichen Preisanpassungen werde deutlich geringer ausfallen. Die Unternehmensgruppe verwies zugleich auf eine „deutliche Steigerung der Beschaffungspreise“, wozu auch gestiegene Energiekosten zählten. „An den Preiserhöhungen verdienen wir grundsätzlich nicht“, so das Unternehmen.
Rewe sieht keine Alternative zu Preiserhöhungen
„Es wird in den nächsten Tagen im Discount-Segment zu Preiserhöhungen kommen“, sagt Rewe-Sprecher Andreas Krämer. Dieser Schritt lasse sich wegen der gestiegenen Kosten nicht verhindern. Höhere Profite für den Handel schloss er aus: „Der Wettbewerb ist sehr vital und verhindert, dass jemand Kasse macht.“
Hinweise auf konzertierte Aktion
Andere Lebensmittelanbieter haben mit den Preiserhöhungen offenbar schon begonnen. Nach Angaben des Internet-Portals preiszeiger.de verteuerten Lidl und Plus am Donnerstag beispielsweise die 400-Gramm-Packung „Gouda in Scheiben“ um 37,7 Prozent. Zwei Tage zuvor hatte Aldi den Preis für den Käse um genau denselben Prozentsatz angehoben. „Das ist eine Art konzertierte Aktion, der die Verbraucher nicht entgehen können“, erklärt GfK-Experte Twardawa.
Anfragen bei Verbraucherzentralen häufen sich
Die Verbraucher sind über diese Entwicklung besorgt. „Bei den Verbrauchern gibt es einen großen Aufschrei, viele Menschen werfen den Lebensmittelketten Wucher vor“, sagt Jutta Jaksche, Ernährungsexpertin beim Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv). In den vergangenen Tagen seien weit mehr Anfragen bei den Zentralen eingegangen als sonst. „Viele Menschen fühlen sich abhängig von den Konzernen“, sagt sie. Hersteller und Handel müssten mehr Transparenz schaffen. Bisher seien die meisten Preiserhöhungen nicht überprüfbar.
Händler sehen Mitschuld bei den Herstellern
Die Sprecherin des größten deutschen Lebensmittelhändlers Edeka, Marliese Kalthoff, gibt den Herstellern eine Mitschuld an der Entwicklung. „Es gibt Unternehmen, die jetzt Morgenluft wittern, um die Preise zu erhöhen“, sagte sie. Ihr Konzern werde in den kommenden Wochen mit den Lieferanten hart über die neuen Preise verhandeln. Massive Preissteigerungen soll es bei Edeka vorerst nicht geben. „Jetzt von flächendeckenden Preiserhöhungen zu sprechen ist überhaupt nicht zu rechtfertigen“, sagte Kalthoff.
Herstellerverband weist Vorwürfe zurück
Nach Auffassung der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) sind die Preiserhöhungen jedoch dringend nötig gewesen. „Man kann davon ausgehen, dass Aldi das nicht aus Jux und Dollerei gemacht hat, die wollen weiter Preisführer sein“, sagt BVE-Geschäftsführerin Sabine Eichner. Den Preistreiberei-Vorwurf der Supermärkte weist sie zurück. Vielmehr setze der Handel die Hersteller unter Druck, möglichst billig zu liefern.
GFK-Experte Wolfgang Twardawa sieht die Entwicklung eher gelassen. „Wir haben bisher unter einer Glasglocke gelebt, nirgends in Europa sind Lebensmittel günstiger“, erklärt er. „So eine Fehlentwicklung kann auf Dauer nicht sein.“
