Dienstag, 18. September 2007

Welt Online: Deutschland fürchtet eine Bankenkrise

Laut einem Artikel in der Welt Online werden auch hier in Deutschland die Anleger ob der Bilder aus England unsicher, was die Sicherheit ihres Geldes angeht.

Ich stimme einigen Kommentaren zu diesem Artikel zu, die davor warnen in Panik zu verfallen, denn: was die Banken gerade JETZT am allerwenigsten gebrauchen können, sind Überweisungen zu vermeintlich "sicheren" Konten oder gar Barabhebungen in riesigen Mengen - das würde die ohnehin angespannte Situation nur verstärken und unter Umständen sogar eine Spirale in Gang setzen, die sich so schnell nicht mehr stoppen lassen würde - zumal momentan auch nichts darauf hindeutet, dass eine deutsche Bank wirklich in massiven Schwierigkeiten steckt. Bisher gibt es lediglich Hinweise, dass auch hiesige Banken ihre Finger direkt - oder indirekt im Subprime-Sumpf haben. Wie gross die daraus resultierenden Probleme nun tatsächlich sind, kann momentan keiner sagen. Man kann nur erahnen, dass die Lage kritischer ist, als die ganze Zeit von diversen Seiten propagiert, wenn selbst der Herr Sanio lieber gar nicht genau wissen will, was hinter den Kulissen so gespielt wird...

Unabhängig davon ergibt sich bei zu viel Bargeld zu Hause ein weiteres Problem - nämlich dann, wenn es denn wirklich so kommt, wie einige "Schwarzseher" eine Hyperinflation aufziehen sehen: in diesem Fall nämlich könnte man seine jetzt in Panik gehorteten Euros nur mehr zum Kamin anzünden benutzen, da praktisch wertlos.
Allerdings: ganz so blauäugig und mit "Banken- / Politikervertrauen" sollte man sich auch nicht in die kommenden Monate / Jahre stürzen. Deshalb auch mein Hinweis von gestern, dass man sich ruhig mal etwas mehr Bargeld zu Hause halten sollte (allerdings natürlich NICHT seine gesamten Ersparnisse), sowie sich ein paar Silber- und Goldmünzen "gönnen" sollte (auch hier natürlich NICHT "alles abheben und dann zum nächsten Münzhändler", sondern nur einen kleinen Teil investieren).

Hier nun der Artikel aus der Welt Online (Hervorhebungen von mir hinzugefügt):


17. September 2007, 18:21 Uhr
Von Daniel Eckert und Holger Zschäpitz
Deutschland fürchtet eine Bankenkrise
Die Bilder verheißen nichts Gutes: Menschen stehen vor Bankfilialen an, um ihr Erspartes zu retten. Die meisten Deutschen kennen das, was sich in Großbritannien abspielt, nur aus Geschichtsbüchern. Doch die deutschen Sparer sind zunehmend verunsichert.

Die Bilder von besorgten Sparern, die vor Bankfilialen Schlange stehen, um ihr Erspartes in Sicherheit zu bringen, haben in Deutschland Urängste geweckt. Zwar spielen sich die Panikszenen bisher nur in Großbritannien ab, wo alarmierte Kunden von Northern Rock sämtliche Spareinlagen abziehen. Doch auch hierzulande ist das Vertrauen in das Finanzsystem so stark erschüttert wie seit Jahrzehnten nicht.

"Niemals hätte ich gedacht, dass ich in Europa so etwas erleben würde", sagt der Finanzguru Roland Leuschel, "für die Bankenwelt gibt es nichts Schlimmeres als eine Massenpanik". Seinem in England lebenden Sohn hat der 70-Jährige nach eigenen Angaben geraten, sein Geld schnellstens von Northern Rock abzuziehen. "Die letzte große Bankenkrise mit Warteschlangen gab es Anfang der 30-er Jahre. Die meisten kennen das nur aus der Geschichte. Daher ruft es ein ganz mulmiges Gefühl hervor, das jetzt selber live im Fernsehen sehen zu müssen."

"Können uns vor Anrufen kaum retten"
Von einer angespannten Lage wissen auch die hiesigen Banker zu berichten. "Es geht hoch her. Wir können uns vor telefonischen Anfragen verunsicherter Anleger kaum noch retten", sagt Stefan Jokl, Sprecher des Verbands der privaten Bausparkassen. Alle wollten wissen, wie sicher ihr Geld ist. Schließlich hätten die Bausparkassen ja auch mit Immobilienfinanzierung zu tun. Und Immobilien, Hypotheken und Finanzierungen ließen bei vielen die Alarmglocken schrillen.

Jokl kann zumindest seine Klientel beruhigen: Bauspareinlagen sind in der Bundesrepublik in voller Höhe abgesichert, da die hiesigen Institute den jeweiligen Sicherungsmechanismen angeschlossen sind. Die privaten Geschäftsbanken haben seit der Pleite der Herstatt-Bank im Jahr 1976 den Einlagensicherungsfonds. Diese "Vollkasko-Versicherung" schützt Kundeneinlagen in Milliardenhöhe. Bei den Sparkassen sowie den Volks- und Raiffeisenbanken greift eine Institutshaftung: im Falle eines Engpasses springen die anderen Institute ein. "Es gibt über alle drei Banksäulen hinweg sehr gute Einlagensicherungssysteme", resümiert Bankenexperte Wolfgang Gerke.

Vorsicht bei Zertifikaten
In weit weniger komfortabler Lage sind die Kunden von Geldhäusern außerhalb dieser Sicherungssysteme. Dazu gehören viele ausländische Institute, die bei Deutschlands Sparern zum Beispiel wegen guter Tagesgeld-Konditionen populär sind. Hier greift lediglich die gesetzliche Entschädigungseinrichtung, der zufolge 90 Prozent der Einlagen geschützt sind, und das auch nur bis zu einem Betrag von maximal 20.000 Euro.
Vorsicht ist aber auch bei Zertifikaten geboten. Zwar gehören Derivate wie auch Aktien, Anleihen oder Fonds zum sogenannten Treuhandvermögen. Sprich: Selbst wenn die verwahrende Bank Pleite geht, sind die Wertpapiere in uneingeschränkter Form geschützt. Da Zertifikate jedoch nichts anderes darstellen als Inhaberschuldverschreibungen von Geldhäusern, können diese bei einer Insolvenz des Emittenten im schlimmsten Fall wertlos werden. Denn wäre es auch egal, ob das Zertifikat auf den Dax, eine Biotech-Aktie oder den Weizenpreis lautet.

Opfer der Vertrauenskrise
Northern Rock zeigt beispielhaft, dass eine Finanzkrise schnell eine Eigendynamik entwickeln kann. Anders als die Pleite gegangenen Baufinanzierer in den USA hat das Institut nicht wegen zu laxer Kreditvergabepraktiken, also Managementfehlern, Probleme bekommen. Vielmehr hat das 1,4 Millionen Kunden zählende Geldhaus, vom dem jede 13. britische Eigenheim-Finanzierung stammt, ein Opfer der Vertrauenskrise geworden.

Northern Rock bekam in schweren Zeiten kein Geld mehr von anderen Banken, weil sich die Institute untereinander nicht mehr trauen. Eine Bank kann damit die gleiche Bredouille geraten wie ein Privatkunde, dessen Dispo von jetzt auf gleich gestrichen wird. "Durch Northern Rock wurde die Krise weiter angeheizt. Es zeigt, dass das noch lange nicht ausgestanden ist", sagt Gerke.