Die Überschrift des nachfolgenden, schon etwas älteren, Artikels aus dem Handelsblatt ist etwas missverständlich. Wenn man sich aber den Text durchliest, wird klar, dass es nicht um "Hedgefonds der Stars" (oder der Promis), sondern um "Stars der Hedgefonds-Branche" geht.
HANDELSBLATT, Dienstag, 11. September 2007, 16:42 Uhr
Finanzkrise
Hedge-Fonds der Stars leiden
Von Michael Maisch
Die Krise an den internationalen Finanzmärkten macht auch vor den prominenten Größen der Hedge-Fonds-Branche nicht halt. Selbst die Stars unter den spekulativen Investoren mussten herbe Verluste hinnehmen. Jetzt geht die Angst um, dass immer mehr Anleger Kapital abziehen und die Hedge-Fonds damit zu Notverkäufen zwingen, die den Kursrutsch an den Börsen weiter verstärken könnten.
LONDON. In London wurde Blue Crest, mit einem verwalteten Vermögen von elf Mrd. Dollar einer der größten Hedge-Fonds an der Themse, zum Opfer der Krise. Wegen anhaltender Verluste musste Blue Crest seinen 550 Mill. Dollar schweren Equity Fund schließen. Der Fonds, der vor allem in europäische Aktien investierte, verlor im August 5,5 Prozent an Wert. Für das gesamte Jahr 2007 liegt der Equity Fund mit über acht Prozent im Minus.
Der Blue-Crest-Fonds ist aber bei weitem nicht das einzige prominente Mitglied der Hedge-Fonds-Familie, das durch die Krise an den Kreditmärkten unter die Räder geriet. Tudor BVI Global, ein sechs Mrd. Dollar schwerer Fonds der amerikanischen Hedge-Fonds-Legende Paul Tudor Jones sackte nach Informationen von Investoren im August um 5,5 Prozent ab, und verlor im bisherigen Jahresverkauf 1,5 Prozent an Wert. Tudor Jones gehört zu den prominentesten Hedge-Fonds-Managern überhaupt. Seinen Namen machte sich der Finanzier vor allem im Jahr 1987, als er den Crash an den Aktienbörsen korrekt vorhergesagt und auf fallende Kurse gesetzt hatte.
Zu den Leidtragenden der Krise zählen auch eine Reihe von computergesteuerten Hedge-Fonds, die ihre Anlageentscheidungen vor allem auf Basis mathematischer Modelle treffen. So gab ein quantitativer Fonds von Tykhe Capital im August deutlich um 26 Prozent nach. Wenig besser sah die Entwicklung bei den Fonds GEO und Global Alpha der US-Investmentbank Goldman Sachs aus, die jeweils 23 Prozent an Wert verloren. Vor wenigen Wochen musste Goldman den GEO-Fund mit einer milliardenschweren Kapitalspritze stützen.
Der August war für die große Mehrheit der Hedge-Fonds eine herbe Enttäuschung. Im Schnitt mussten die weltweit rund 10 000 Fonds in diesem Monat nach Berechnungen des Informationsdienstes Hedge-Fonds-Research Einbußen von 3,2 Prozent hinnehmen. Das ist der stärkste Wertverlust seit November 2000, als die Hedge-Fonds nach dem Platzen der Internetblase 3,5 Prozent verloren hatten.
Viele Investoren zeigten sich enttäuscht über die Tatsache, dass so viele Hedge-Fonds ihr Versprechen von unabhängig von der allgemeinen Marktentwicklung stetigen Anlageerträgen nicht erfüllen konnten. Nach den herben Verlusten im August geht in der Hedge-Fonds-Branche bereits die Angst um, dass Großinvestoren wie Pensionskassen, Versicherungen und Stiftungen ihr Engagement überdenken und Kapital in großem Umfang abziehen. „Vor allem die Tatsache, dass auch einige Stars der Branche Einbußen nicht verhindern konnten, gibt vielen Anlegern zu denken“, sagt ein Londoner Vermögensverwalter, der ein Portfolio von Hedge-Fonds betreut. Besonders kritisch stünden die Investoren quantitativen, computergesteuerten Fonds gegenüber, deren mathematische Modelle während der Turbulenzen der vergangenen Wochen versagt hätten.
Bereits im Juli dieses Jahres haben Anleger im Zuge der Krise an den Kreditmärkten nach Informationen des amerikanischen Forschungsinstituts Trim Tabs weltweit 32 Mrd. Dollar aus Hedge-Fonds abgezogen – so viel wie noch nie noch nie in einem Monat in den vergangenen sieben Jahren. Die jüngsten Verluste und der Entzug von Kapital haben viele Hedge-Fonds in den vergangenen Wochen zu Notverkäufen an den Börsen gezwungen. Auf diesem Weg haben die spekulativen Fonds die Talfahrt der weltweiten Aktienkurse weiter beschleunigt.