Sonntag, 9. September 2007

Zur Abwechslung was Positives: "Weltwirtschaft trotzt Hypothekenkrise"

Nach den ganzen negativen Schlagzeilen der letzten Wochen versprüht der folgende Exclusiv-Artikel in der Financial Times jede Menge Optimismus => alles gar nicht so schlimm - oder doch nur "Zweckoptimismus"?

Ich denke nach wie vor, dass wir mit einem "blauen Auge" davon kommen könnten - vorausgesetzt die Probleme werden bald gelöst. Die letzten Zahlen zum Arbeitsmarkt in Amerika sind zwar erste Anzeichen dafür, dass sich die Krise weiter ausbreitet als ursprünglich angenommen und auch der Artikel von John Browne erklärt ja recht gut, wo das eigentliche Problem liegt - einen Bankenkollaps in Deutschland sehe ich allerdings (noch) nicht.

Weltwirtschaft trotzt Hypothekenkrise
von Guido Bohsem (Berlin)

Trotz der US-Hypothekenkrise läuft die Weltwirtschaft auf Hochtouren: In seinem neuesten Weltwirtschaftsbericht hob der Internationale Währungsfonds (IWF) seine globale Wachstumsprognose sogar an. In den USA selbst sieht es dagegen nicht so rosig aus.

Wie die FTD erfuhr, hoben die Volkswirte die Prognose für das Wachstum des weltweiten Bruttoinlandsproduktes (BIP) 2007 um 0,1 Punkte auf 5,3 Prozent an. Für das kommende Jahr erwarteten sie wie schon im Juli ein unverändert hohes Wachstum von 5,2 Prozent. Auch das Volumen des Welthandels mit Gütern und Dienstleistungen werde nach Einschätzung des IWF mit ungeminderter Dynamik wachsen - um 7,1 Prozent 2007 und 7,4 Prozent 2008.

Die Daten spiegeln den Prognose-Stand von Ende August wider. Bis zur Veröffentlichung des World Economic Outlooks Mitte Oktober sind noch Änderungen zu erwarten. Die positiven Annahmen der IWF-Volkswirte überraschen, weil sich in den vergangenen Wochen mehrfach hohe Vertreter des Fonds pessimistischer geäußert hatten. Noch am Freitag hatte IWF-Chef Rodrigo de Rato darauf hingewiesen, dass die von der Hypothekenkrise ausgelösten Turbulenzen an den Finanzmärkten zu einer Senkung der Wachstumsprognosen führen könnten. Dies gelte vor allem für die USA, aber auch für Euro-Zone und Japan. Ernsthafte Beeinträchtigungen werde es nur geben, wenn sich die Krise ausweite. Derzeit seien die Änderungen noch moderat.

In der Tat schätzen die Volkswirte des IWF die Entwicklung der US-amerikanischen Konjunktur vorsichtiger ein als noch im Juli, allerdings in einem sehr geringen Umfang. Der Fonds habe seine Prognose für das laufende Jahr um 0,1 Punkte auf 1,9 Prozent gesenkt, hieß es in IWF-Kreisen. Unverändert sei jedoch die Einschätzung für 2008, wo mit einer Zunahme der Wirtschaftskraft um 2,8 Prozent gerechnet werde.Ein ähnliche Korrektur nahmen die Experten den Angaben zufolge für Japan vor. Auch hier werde das Wachstum 2007 voraussichtlich um 0,1 Punkte schwächer sein und bei 2,5 Prozent liegen. Die Prognose für 2008 betrage unverändert 2,0 Prozent.

Die Wachstumserwartungen für die Euro-Zone ließen die IWF-Experten im Vergleich zur Schätzung im Juli unverändert bei 2,6 Prozent für 2007 und 2,5 Prozent für 2008. Auch die Prognose für Deutschland betrage weiterhin 2,6 für das laufende und 2,4 Prozent für das kommende Jahr, hieß es.

Eine nochmals optimistischere Erwartung hegt der Währungsfonds unterdessen für China. Hier betrage der geschätzte Anstieg des BIP für 2007 jetzt rund 11,5. Das sind 0,3 Punkte mehr als im Juli angenommen und 1,5 Punkte im Vergleich zum Weltwirtschaftsbericht aus dem April. Die Wachstumsannahmen für Russland (2007: 7,0; 2008: 6,8 Prozent) und Indien (2007: 9,0; 2008: 8,4 Prozent) hätten die Volkswirte unverändert gelassen.

Die Entwicklung der Neuverschuldung in Deutschland beurteilt der IWF weiterhin deutlich pessimistischer als die Bundesregierung. Während Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) schon im kommenden Jahr mit einem Überschuss in den Kassen von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen rechnet, geht der Fonds nach den Angaben weiterhin von einem Defizit aus. Es werde bei 0,7 Prozent des BIP liegen und damit um 0,3 Punkte höher als der Wert, den der IWF für 2007 erwartet. Auch in der Langfristprognose traut der Währungsfonds den Regierungen in Deutschland nicht zu, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. 2012 werde das Defizit immer noch 0,5 Prozent betragen.