Gefunden in der Financial Times:
Goldman glänzt, Bear Stearns enttäuscht
von Tobias Bayer (Frankfurt)
Die US-Investmentbank Bear Stearns hat die Subprime-Krise schlimmer erwischt als erwartet. Der Netto-Gewinn fiel im dritten Quartal um 61 Prozent. Zuvor hatte der Konkurrent Goldman Sachs mit einem Gewinnsprung von 79 Prozent die Märkte überrascht.
Der Netto-Gewinn von Bear Stearns fiel auf 171,3 Mio. $ oder 1,16 $ je Aktie. Die Analysten hatten durchschnittlich 1,79 $ erwartet. Zuvor hatte Goldman Sachs einen Gewinnsprung auf 2,85 Mrd. $ oder 6,13 $ je Aktie vermeldet. Analysten hatten hier im Durchschnitt mit 4,35 $ gerechnet. Finanzaktien zogen daraufhin an.
Die Quartalszahlen von Bear Stearns belegen, dass die Subprime-Krise die US-Investmentbank stark gebeutelt hat. Dem Ruf des Brokerhauses als erfahrener Risikomanager schadete besonders, dass zwei Hedge-Fonds der Bank im Juli nach Verlusten von rund 1,5 Mrd. $ Insolvenz anmelden mussten. Warren Spector, der designierte Nachfolger von Vorstandschef James Caynes, musste danach seinen Abschied bekannt geben. Inzwischen hat der britische Währungsspekulant Joseph Lewis einen Anteil von knapp sieben Prozent an der US-Investmentbank erworben.
Deutsche-Bank-Chef Ackermann warnt vor Gewinneinbruch
Anleger achten genau auf die Ergebnisse der Banken im dritten Quartal, da diese andeuten, inwiefern Kreditinstitute von der Krise auf dem US-Hypothekenmarkt und den Turbulenzen bei strukturierten Produkten und Übernahmefinanzierungen betroffen sind. Mehrere Banken haben vor Ergebnisausfällen gewarnt. Dazu zählten die Bank of America, die Schweizer Großbank UBS und die Investmentbank Merrill Lynch, die alle einen sehr vorsichtigen Ausblick gegeben hatten. Am Donnerstag gehörte die Deutsche Bank zu den größten Verlierern im Dax. Vorstandschef Josef Ackermann hatte am Mittwochabend in einem Fernsehinterview Fehler seines Hauses in den vergangenen Monaten eingeräumt und vor einem Ergebnisrückschlag im dritten Quartal gewarnt. So sei Deutschlands größte Bank in der allgemeinen Markteuphorie zu Beginn des Jahres übertriebene Kreditengagements eingegangen, die derzeit nicht mehr weiterverkauft werden könnten und daher neu bewertet würden, sagte Ackermann.
Lehman Brothers top, Morgan Stanley Flop
Die Berichtssaison eröffnet hatten Lehman Brothers am Dienstag und Morgan Stanley am Mittwoch. Die viertgrößte US-Bank Lehman Brothers hatte die Investoren mit einem unerwartet guten Ergebnis beruhigt. Trotz hoher Bewertungsverluste durch Abschreibungen auf Krediten für Private-Equity-Übernahmen (Leveraged Loans) lag der Nettogewinn in den drei Monaten von Juni bis August mit 887 Mio. $ nur um drei Prozent unter dem Wert des Vorjahresquartals. Morgan Stanley dagegen hatte mit einem Gewinnrückgang um sieben Prozent enttäuscht. Bei Leveraged Loans nahm die zweitgrößte Bank eine Abschreibung von 940 Mio. $ vor. Morgan Stanley gehört weltweit zu den größten Arrangeuren dieser Kredite, neben Goldman Sachs, Lehman Brothers, JP Morgan und der Deutschen Bank.