Montag, 5. November 2007

Citigroup: vor weiteren milliardenschweren Abschreibungen?

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05.11.2007 12:03
Citigroup - Die Spitze des Eisberges?
Die Kreditkrise nistet sich in den Köpfen der Börsianer ein. Neuer Abschreibungsbedarf erschreckt. Was kommt noch alles nach dem Debakel bei der Citigroup?

Der Rücktritt von Citigroup-Chef Charles Prince kam nicht ganz unerwartet - und wohl auch nicht ungelegen. Schließlich waren aus Reihen der Aktionäre Rücktrittsforderungen immer lauter geworden nach dem drastischen Gewinneinbruch im dritten Quartal.

Aber in punkto Abschreibungen war man überrascht. Zwar hatten Experten weitere Bereinigungen erwartet, aber kaum in diesem Ausmaß. Wie die Citibank am Sonntag mitteilte, müsse man über die bisherigen milliardenschweren Abschreibungen hinaus bei den Erträgen weitere acht bis elf Milliarden US-Dollar abschreiben. Nach Steuern dürfte das den Nettogewinn um etwa fünf bis sieben Milliarden Dollar im laufenden Jahr. reduzieren.

17 Milliarden Dollar Abschreibungen
Der Gewinneinbruch wäre noch erheblich höher als kürzlich vom Unternehmen eingeräumt: Im Oktober hatte die Bank für das dritte Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen Rückgang des Nettogewinns um 57 Prozent auf 2,4 Milliarden Dollar verkündet.

Die Citigroup hatte damals bereits rund sechs Milliarden Dollar abschreiben müssen. Allein auf Probleme durch die Kreditkrise entfielen 2,2 Milliarden. Mit den neuen Abschreibungen summieren sich die Abschreibungen aus der Krise mittlerweile auf 17 Milliarden Dollar.

"Die Situation ist nun schwierig einzuschätzen", sagte ein Händler zu den Auswirkungen auf die Branche. Einerseits könnte das Schlimmste damit nun endgültig ausgestanden sein, andererseits seien die Abschreibungen doch weit höher als befürchtet, so der Börsianer. Morgan Stanley stufte den euopäischen Bankensektor jedenfalls ab. Europäische Bankaktien präsentierten sich daher am Montag schwach.

Noch lange kein Ende
Nicht nur das Beispiel Citigroup zeigt, dass auf das Wort mancher Banker momentan nicht viel zu geben ist. Reihenweise wurde erst abgewiegelt und beschwichtigt, dann kamen die Hiobsbotschaften.

Derzeit wird gemunkelt, dass die Abschreibungen bei Merrill Lynch höher ausfallen als bisher gedacht. Auch den Aussagen von Deutsche-Bank-Vorstandschef Josef Ackermann, die Bank werde keine weiteren Abschreibungen vornehmen müssen.wollen Börsianer nicht so recht Glauben schenken.

Sorgen machen sich Marktbeobachter zudem über hohe Abschreibungen sowohl bei Barclays als auch bei der Royal Bank of Scotland (RBS), da beide im Geschäft mit strukturierten Kreditprodukten sehr aktiv sind. Beide Banken veröffentlichen keine Quartalsberichte, so dass die Ungewissheit bis ins nächste Jahr dauern dürfte. Die Vertrauenskrise ist noch lange nicht ausgestanden.
bs