Mittwoch, 7. November 2007

Kreditkrise: Übernahme von Sainsbury gescheitert

Gefunden bei ftd.de...
Interessant ist u.a. auch der vorletzte Absatz: wie erst heute Morgen geschrieben, besteht eine Möglichkeit seine Dollar-Reserven "loszuwerden" darin, die Dollars in anderen Ländern gegen werthaltige Investitionen einzutauschen - solange das noch geht. Ein ähnliches Szenario wird in dem hervorgehobenen Absatz beschrieben:

Kreditkrise vereitelt Kauf von Sainsbury
von Titus Kroder (London)
Die Übernahme des britischen Supermarktkonzerns Sainsbury für 10,6 Mrd. Pfund (15,3 Mrd. Euro) ist gescheitert. Der staatliche Beteiligungsfonds Delta Two des Golfemirats Katar gab seinen Versuch auf und nannte die aktuellen Turbulenzen am Kreditmarkt als Grund.

Der Börsenwert des drittgrößten britischen Betreibers von Supermärkten stürzte daraufhin um 21 Prozent. Damit ist eine weitere Multimilliardenübernahme an den widrigen Bedingungen auf den Finanzmärkten gescheitert. Im September erst war der Kauf des US-Elektronikherstellers Harman für 8 Mrd. $ durch die Finanzinvestoren KKR und Goldman Sachs gescheitert - unter anderem, weil die Finanzierung zu teuer wurde. Der britische Süßwarenkonzern Cadbury musste die Verkaufspläne für seine US-Getränketochter American Beverages, für die er rund 10 Mrd. Pfund zu erlösen hoffte, aus dem gleichen Grund abblasen.

Fremdkapital wird teurer
Auf breiter Basis wird an den Finanzmärkten derzeit Risiko neu bewertet, was zur Verteuerung von Kreditfinanzierungen aller Art führt. Vor allem Übernahmen, die von Käufern mit hohem Fremdkapitalanteil finanziert werden, verteuern sich dadurch. Dies hat den seit Jahren anhaltenden Boom bei Unternehmensfusionen einen spürbaren Dämpfer verpasst. "Banken beurteilen Risiken neu. Das hat den Zugang zu Krediten für Finanzinvestoren gedämpft. Das Fusionsgeschehen dürfte damit insgesamt noch eine ganze Weile gebremst werden", sagte Richard Hunter, Regional Credit Officer Europe der Ratingagentur Fitch.

Delta Two wollte Sainsbury Kreditschulden in zehnfacher Höhe des Gewinns aufbürden, um damit den größten Teil des Kaufpreises zu bezahlen. "Seit unserem ersten Vorschlag für eine Übernahme hat sich die Finanzierung deutlich verteuert. Das hat die Vorteile der Investition geschmälert", teilte Delta Two am Montag mit.

Fonds verbucht Verlust
Der Fonds zieht sich mit einem finanziellen Verlust aus dem Übernahmeversuch zurück. Er hatte sich in den letzten Monaten über zahlreiche Aktienkäufe an Sainsbury beteiligt und hält inzwischen 25 Prozent des Kapitals. Der gestrige Kurssturz hat die Beteiligung um 400 Mio. Pfund geschmälert.

Delta Two hatte im Juli die Gelegenheit für eine Offerte ergriffen, nachdem ein Versuch des Finanzinvestors CVC am Widerstand der Familie Sainsbury gescheitert war, die 18 Prozent des Kapitals des Supermarktkonzerns hält. Ein erneuter Versuch von CVC gilt in Finanzkreisen als wenig wahrscheinlich. "Die schwierigen Bedingungen des Kreditmarktes könnten generell wieder mehr Industrieunternehmen bei Übernahmen zum Zuge kommen lassen", sagte Kreditanalyst Hunter.

Im Fall von Sainsbury gilt es allerdings als ausgeschlossen, dass ein britischer Rivale zum Zuge kommt. Wettbewerbsrechtliche Hürden stünden Handelsunternehmen wie Asda oder Tesco bei dem Versuch im Weg, Sainsbury zu schlucken.

Zahlreiche Schwellenländer nutzen derzeit ihren neuen Reichtum, um sich in westliche Unternehmen einzukaufen. So beteiligte sich etwa die Staatsholding Temasek aus Singapur an der britischen Großbank Barclays. Das Emirat Dubai kaufte den Hafenbetreiber P&O.

Katar hat nach Ansicht von Branchenkennern bei der Übernahme von Sainsbury zu lange gezögert und damit seinen Ruf als verlässlicher Investor in westliche Unternehmen beschädigt.