Freitag, 23. November 2007

Kreditkrise: die Probleme von Cerberus mit Chrysler...

Wie schon öfter angedeutet laufen fremdfinanzierte Übernahmen (sogenannte "Leveraged Buyouts", LBOs) momentan nicht wirklich gut. Für unzählige Kredite haben die banken bis heute keine Käufer gefunden und deshalb landen diese in den Büchern der Banken.
Ein prominentes Beispiel für dieses Problem: der Finanzinvestor "Cerberus", der im Mai die Mehrheit an Chrysler erworben hat.
Seither versuchte Cerberus (bzw. die dazu beauftragten Banken JP Morgan Chase, Bear Stearns, Goldman Sachs, Citigroup und Morgan Stanley) zweimal erfolglos, Anleihen i.H.v. 4 Milliarden USD am Markt unterzubringen...

Gefunden bei der sueddeutsche.de:

Cerberus
Die Qualen des Höllenhundes

Der neue Chrysler-Eigner Cerberus wird demnächst wohl auf den von Daimler zugesagten Milliardenkredit zurückgreifen müssen. Die Geschäfte laufen derzeit schlecht beim "Höllenhund".

Der Rückgriff auf Daimler sei Folge der schleppenden Platzierung der zur Refinanzierung der Chrysler-Übernahme geplanten Anleihen, berichtet die Financial Times Deutschland unter Berufung auf beteiligte Personen in den USA.

Die beauftragten Investmentbanken hätten die Platzierung von Chrysler-Anleihen in Höhe von vier Milliarden US-Dollar verschoben, nachdem bis zum Ende der Angebotsfrist am Montag kaum Kaufinteresse vorgelegen habe.

Die Platzierung sollen JP Morgan, Bear Stearns, Goldman Sachs, Citigroup und Morgan Stanley vornehmen.

"Noch nicht angefordert"

Cerberus - der Name steht in der griechischen Mythologie für einen dreiköpfigen Höllenhund - werde voraussichtlich bald auf den von der einstigen Chrysler-Mutter Daimler zugesagten Kredit über 1,5 Milliarden Dollar zurückgreifen.

"Bislang ist dieses Geld noch nicht angefordert worden", sagte aber eine Daimler-Sprecherin dem Blatt. Die Auszahlung wäre wegen der guten Liquidität von Daimler kein Problem. Der Kredit würde zudem zu marktüblichen Konditionen verzinst, hieß es.

Bereits im Juli war ein Versuch gescheitert, Schulden von Chrysler am Markt zu verkaufen.

Auch bei anderen Transaktionen hat sich Cerberus offenbar verhoben. Reihenweise muss der Finanzinvestor Milliardenprojekte abblasen.

Zuletzt hatte sich Cerberus ohne Angabe von Gründen aus einem im Juli vereinbarten Kaufvertrag mit United Rentals zurückgezogen. Der größte US-Maschinenvermieter besteht jedoch auf der vereinbarten Übernahme und hat nun gegen einen Rückzug vom vier Milliarden Dollar schweren Kauf geklagt.

United war zuvor nicht bereit, mit Cerberus neue Konditionen für das Geschäft auszuhandeln. Cerberus will aber offenbar lieber die Konventionalstrafe von 100 Millionen Dollar in Kauf nehmen, als den Vertrag zu erfüllen.

Auch das fast neun Milliarden schwere Übernahmeabkommen mit Affiliated Computer Services will Cerberus nicht erfüllen, da eine Fremdfinanzierung nicht möglich ist.

Überdies will der Finanzinvestor einem Medienbericht zufolge nicht mehr für die angeschlagene britische Hypothekenbank Northern Rock bieten.

Der Grund seien vor allem hohe Belastungen für Cerberus durch die 51-prozentige Beteiligung an GMAC, ehemals die Finanzierungssparte des Autobauers General Motors.

Auch eine Reihe anderer prominenter Finanzinvestoren will sich aus bereits vereinbarten Käufen zurückziehen oder den Preis neu verhandeln.

(sueddeutsche.de/Reuters/dpa/hgn/mah)