Dienstag, 27. November 2007

FTD: "Verbraucherpreise steigen extrem"

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Verbraucherpreise steigen extrem
Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im November so stark gestiegen wie seit 13 Jahren nicht mehr. Besonders Preissprünge bei Grundnahrungsmitteln und Benzin reißen Löcher in die Haushaltskassen der Bürger - und verstärken die Inflation.

Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag berichtete, liegt die Inflationsrate nach ersten Berechnungen aus sechs Bundesländern im November bei 3,0 Prozent. "Dies ist die höchste Teuerungsrate seit Februar 1994", sagten die Statistiker. Im Vergleich zum Vormonat ergebe sich ein Plus von 0,4 Prozent.

Vor allem für Nahrungsmittel müssen die Bundesbürger immer tiefer in die Tasche greifen: Gegenüber Oktober 2007 erhöhten sich die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke um 0,7 bis 1,3 Prozent. Im Vergleich mit dem Vorjahresmonat ist sogar ein Anstieg von 3,9 bis 7,0 Prozent zu verzeichnen, wie das Bundesamt weiter berichtete. Richtig teuer wird es bei der Energie: "Für Heizöl lagen die Preise zwischen 10,4 und 12,6 Prozent über dem Vormonat beziehungsweise zwischen 21,5 und 25,9 Prozent über dem Vorjahresmonat."

Auch für Autofahrer wurde es teurer: Die Kraftstoffpreise stiegen den Statistikern zufolge im Vergleich zum Oktober vergangenen Jahres um 5,6 bis 8,7 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresmonat sei ein Anstieg von 17,9 bis 20,0 Prozent festzustellen.

Saisonbedingt günstiger wurde dagegen das Reisen: Gegenüber dem Vormonat seien die Preise für Pauschalreisen um 6,4 Prozent gesunken, für Ferienwohnungen waren es 7,3 Prozent weniger. Dennoch sind auch diese beiden Posten im Jahresvergleich teurer geworden. Sie liegen um 1,4 beziehungsweise 1,6 Prozent über dem Vorjahresniveau.

In Nordrhein-Westfalen erreichte die Teuerungsrate nach Angaben des Statistischen Landesamtes mit 3,2 Prozent den höchsten Wert seit Oktober 1993. In Baden-Württemberg und Hessen wurde seit 1994 kein derartiger Anstieg der Verbraucherpreise mehr registriert. Dem Hessischen Statistischen Landesamt zufolge verteuerten sich bestimmte Nahrungsmittel besonders kräftig: So kostete Butter 48 Prozent mehr als im Vorjahr, Vollmilch 27 Prozent mehr, für Mehl sei ein Plus von 23 Prozent zu verzeichnen und für Käse und Quark von 21 Prozent.

Die Dynamik der Entwicklung überraschte sogar Experten. "Wir hatten eine Beschleunigung des Preisanstiegs für November erwartet, aber nicht ganz so stark", meinte Roland Döhrn vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI). Die bisher für 2008 prognostizierte Teuerungsrate von rund 2 Prozent sei angesichts der jüngsten Entwicklungen zwar "noch im Bereich des Möglichen, aber weniger wahrscheinlich geworden". Realistischer sei wohl die Annahme einer "etwas höheren Preissteigerung".

Ausschlaggebend für den Anstieg der Inflationsrate ist nach Döhrns Worten die Preisentwicklung auf dem Weltmarkt. Das günstige Preisniveau vergangener Jahre bei Mineralöl und Nahrungsmitteln gehöre angesichts der boomenden Nachfrage aus Schwellenländern wie China oder Indien wohl der Vergangenheit an.