Wie bei einer guten Serie im Fernsehen gibt es jetzt auch bei der Financial Times Deutschland ein "was bisher geschah" - bezogen auf die Subprime-Krise:
Die Chronologie des Subprime-Schreckens
Die Krise an den US-Kreditmärkten schlägt sich auf immer mehr Finanzinstitute weltweit durch und kostet Top-Bankern den Job.JP Morgan schätzt, dass branchenweit 200 Mrd. $ abgeschrieben werde müssen. FTD-Online gibt einen zeitlichen Überblick, welche Banken es erwischt hat.
8. Februar - HSBC
Die größte Bank Europas HSBC gibt wegen überraschend hoher Risikovorsorge im US-Hypothekengeschäft die erste Gewinnwarnung ihrer 142-jährigen Geschichte heraus. Sieben Monate später schließt die Bank ihre US-Hypothekentochter. Der Finanzkonzern muss 880 Mio. $ abschreiben. Bobby Mehta, Vorstand von HSBC Finance, und Sandy Derickson, als Chef der US-Sparte zuständig für das Konsumentenkreditgeschäft, müssen gehen.
2. April - New Century Financial
Der US-Hypothekenfinanzierer New Century Financial beantragt Insolvenz. Der Fall des Unternehmens wird zum bislang größten Kollaps in der Branche im Zuge der US-Immobilienkrise. Der Hypothekenanbieter war spezialisiert auf Hauskäufer mit niedrigem Einkommen. Das kleine kalifornische Unternehmen profitierte von dem Subprime-Boom - und konkurrierte mit etablierten Finanzkonzernen wie HSBC und Citigroup. Für Mai weist New Century Financial einen Verlust von 453,5 Mio. $ aus.
Juli - IKB und Sachsen LB
Die Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB und die Landesbank Sachsen LB geraten wegen ihres Engagements am US-Hypothekenmarkt in Schieflage. Während die IKB von der Staatsbank KfW und der gesamten Bankenbranche vor der Insolvenz gerettet wird, geht die Sachsen LB an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Die Vorstände der Banken werden komplett ausgetauscht: IKB-Vorstandsvorsitzender Stefan Ortseifen und Finanzchef Volker Doberanzke müssen zurücktreten. Im Oktober folgen dann Markus Guthoff und Frank Braunsfeld. Sie waren für die Bereiche internationale Immobilienkunden und Risikomanagement zuständig. Inzwischen ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Düsseldorf. Bei der Sachsen LB tritt das Vorstandsteam um Herbert Süß und Sachsens Finanzminister Horst Metz (CDU) zurück.
Ende August - Barclays
Die britische Großbank leiht sich bei der Bank of England wegen kurzfristiger Liquiditätsengpässe insgesamt knapp 2 Mrd. Pfund.
13. September - Northern Rock
Wegen eines akuten Liquiditätsengpasses gerät der britische Baufinanzierer Northern Rock unter Druck. Zahlreiche Sparer stehen Schlange an den Filialen der Hypothekenbank, um ihre Gelder abzuheben. Die Bank of England springt mit einem Notfallkredit ein. Seitdem stottert das Kreditgeschäft. Northern Rock hat nach Angaben von Experten seit der Liquiditätsspritze durch die britische Notenbank wesentlich weniger Darlehen gewährt. Das Geschäft mit Darlehen sei vermutlich um etwa 80 Prozent zurückgegangen, schätzt Ray Boulger vom Hypothekenvermittler Charcol.
18. bis 20. September - US-Investmentbanken
Die Bilanzen der Investmentbanken fallen gemischt aus. Während Goldman Sachs trotz Abschreibungen in Höhe von 1,7 Mrd. $ eines der besten Quartale der Geschichte hinlegt und Lehman Brothers ebenfalls positiv überrascht, muss Bear Stearns wegen drastischer Einbußen im Anleihegeschäft einen 61-prozentigen Gewinnrückgang hinnehmen. Morgan Stanley schreibt fast 1 Mrd. $ ab und enttäuscht mit einem Gewinnrückgang um sieben Prozent.
1. Oktober - UBS
Die Schweizer Großbank kündigt wegen der Subprime-Krise den ersten Quartalsverlust seit neun Jahren an. Vier Wochen später sagt sie nach Milliardenabschreibungen im dritten Vierteljahr weitere Belastungen für das vierte Quartal voraus. Die gesamte Führungsetage wird ausgewechselt: Vorstandschef Peter Wuffli, Finanzchef Clive Standish und Huw Jenkins, Chef der Investmentbank-Sparte, müssen gehen.
1. Oktober - Credit Suisse
Die Schweizer Bank kündigt ebenfalls Belastungen wegen der Subprime-Krise an, stellt aber weiter einen Gewinn in Aussicht. Diesen beziffert sie einen Monat später auf rund 780 Mio. Euro - ein Rückgang um mehr als 30 Prozent.
1. Oktober - Citigroup
Die größte US-Bank kündigt einen Gewinneinbruch um etwa 60 Prozent im dritten Quartal an. Zwei Wochen später beziffert sie den Abschreibungsbedarf auf 6,5 Mrd. $. Wiederum drei Wochen später muss das Institut im Zusammenhang mit dem Subprime-Engagement weitere 11 Mrd. $ wertberichtigen. Die Investmentbank CIBC World Markets machte einen dringenen Kapitalbedarf von 30 Mrd. $ aus. Zudem nimmt Citigroup-Chef Charles Prince seinen Hut.
3. Oktober - Deutsche Bank
Die Finanzkrise kostet die Deutsche Bank im dritten Quartal im Investmentbanking insgesamt 2,2 Mrd. Euro. Unter anderem wegen Beteiligungsverkäufen und positiver Steuereffekte steigert das größte deutsche Geldhaus den Nettogewinn im Quartal aber dennoch um 31 Prozent auf 1,6 Mrd. Euro.
5. Oktober - Merrill Lynch
Die Investmentbank stellt wegen Abschreibungen über 4,5 Mrd. $ den ersten Quartalsverlust seit sechs Jahren in Aussicht. Knapp drei Wochen später beziffert das Geldhaus die gesamten Wertberichtigungen auf mehr als 8 Mrd. $. Kurz danach muss Konzernchef Stan O'Neal gehen.
18. Oktober - Bank of America
Die zweitgrößte US-Bank verdient im Investmentbanking im Quartal fast kein Geld mehr. Der Konzerngewinn bricht um ein Drittel auf 3,7 Mrd. $ ein. Eine Woche später kündigt die Bank den Abbau Tausender Stellen an.
22. Oktober - Commerzbank
Die zweitgrößte deutsche Bank stellt sich auf höhere Belastungen wegen des Subprime-Engagements ein. Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller räumt ein, dass die Abschreibungen auf solche Papiere über den bislang prognostizierten 80 Mio. Euro liegen dürften.