Freitag, 23. November 2007

Kreditkrise: Freddie Mac & Fannie Mae kommen unter die Räder...

Zwar schon ein paar Tage alt, aber trotzdem eine "interessante" Entwicklung, denn diese beiden (halbstaatlichen) Institutionen wurden auf diversen Seiten immer wieder als Gradmesser für die Intensität der Krise angegeben, da der Staat diese beiden Firmen keinesfalls "untergehen" lassen würde.
Nun, die kürzlich vorgelegten Quartalszahlen von Freddie Mac (Verlust von 3,29 Dollar pro Aktie - erwartet wurde hingegen ein verlust von 2,16 Dollar!) lassen zumindest nichts gutes erahnen...

Gefunden bei der faz.net (Hervorhebungen von mir hinzugefügt):

Kreditkrise: Massive Kursverluste bei Fannie und Freddie

20. November 2007 Was für ein Unterschied. Während sich die Börsen am Dienstag allgemein zumindest kurzfristig mit zum Teil deutlichen Kursgewinnen von den Kursverlusten der vergangenen Tage und Wochen erholen, gerät die Aktie des amerikanischen Hypothekenfinanzierers Freddie Mac massiv unter die Räder.

Die musste von Montag auf Dienstag Kursverluste von bis zu 33 Prozent hinnehmen. Im Verlauf des Handels an der amerikanischen Börse liegt sie mit einem Minus von 24,2 Prozent zum Vortag bei 28,45 Dollar. Noch vor sechs Wochen war die Aktie knapp 64 Dollar Wert gewesen.

Die Welle der Abschreibungen setzt sich fort - auch bei den Immobilienriesen
Die Kursverluste dürften jedoch kaum überraschen. Denn Milliardenschwere Zahlungsausfälle im Zuge der Immobilienkrise haben den zweitgrößten amerikanische Hypothekenfinanzierer tief in die Verlustzone gedrückt. Das Unternehmen wies am Dienstag ein Minus für das dritte Quartal von zwei Milliarden Dollar aus. Allein 1,2 Milliarden Dollar seien für faule Kredite an die Seite gelegt worden. Inzwischen habe Freddie die Preise für Kredite angehoben und die Vergabebedingungen verschärft. Nun werde erwogen, die Ausschüttung an die Aktionäre für das vierte Quartal um bis zu 50 Prozent zu kürzen, hieß es weiter.

Da die Hypothekenkrise die weltweiten Finanzmärkte bereits seit Monaten in Atem hält, hatten Analysten bei Freddie Mac mit einem Quartalsverlust gerechnet. Die jetzt bekannt gegebene Höhe von 3,29 Dollar pro Aktie war aber eine unangenehme Überraschung - erwartet worden war lediglich ein Minus von 2,16 Dollar. Die halbstaatlichen Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac sollen im Regierungsauftrag einer möglichst breiten Bevölkerungsschicht Wohneigentum ermöglichen.

Da sie ähnlich strukturiert sind und mit denselben Problemen zu tun haben, dürfte kaum verwundern, dass auch die Papiere von Fannie Mae weitere Kursverluste hinnehmen müssen. Sie liegen am Dienstag mit einem weiteren Minus von 18,6 Prozent bei 30,6 Dollar, nachdem sie schon in der vergangenen Woche kräftige Kursverluste hatten hinnehmen müssen. Der Firma war es in einer Telefonkonferenz nicht gelungen, Sorgen von Branchenanalysten über eine möglicherweise fragwürdige Verbuchung von Verlusten zu zerstreuen. Fannie Mae ist neben Freddie Mac die größte Hypothekenbank der Vereinigten Staaten. Die Finanzierer hielten Ende des Jahres 2006 zusammen ein Portfolio mit einer damaligen Bewertung von 1,4 Billionen Dollar.

Wie viel die verbuchten Vermögenswerte angesichts der anhaltenden Kreditkrise in einem Umfeld lange Zeit völlig überhöhten und nun fallenden Preisen tatsächlich wert sind, wird sich erst noch zeigen müssen. Nicht nur die Krise trifft die beiden Unternehmen deutlich. Sondern sie sind schon seit langem nach außen hin völlig intransparent. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Anzeichen für Missmanagement. Das hinderte Anleger jedoch nicht daran, die Zinspapiere und auch die Aktien der Unternehmen zu kaufen. Sie seien zu groß und zu bedeutend, um sie in die Pleite rutschen zu lassen, so lautete die allgemeine Vermutung. Sie spekulierte darauf, dass beide Unternehmen aus diesem Grund zumindest eine „heimliche Staatsgarantie“ hätten.

Konsequenzen der Kredit- und Immobilienkrise noch nicht absehbar
Angesichts der sich immer weiter vertiefenden Krise scheinen inzwischen allerdings die Zweifel daran zuzunehmen. Denn die Papiere der beiden „staatsnahen“ Unternehmen sind nur die letzten in einer Reihe vieler anderer, die in den vergangenen Wochen und Monaten massive Kursverluste hinnehmen mussten. Das zeigt das wahre Ausmaß der Immobilien- und Kreditkrise in den Vereinigten Staaten, deren Konsequenzen bei allen damit auch nur in Ansätzen verbundenen Sektoren erst in den kommenden Monaten und Jahren sichtbar werden dürften.

Das zeigte sich auch auf der so genannten Subprime-Konferenz, auf der sich rund 2.000 Spezialisten, die strukturierte Wertpapiere entwickeln und vermarkten, trafen. „Die Ereignisse lösen größere Verwerfungen aus und werden langfristigere Auswirkungen haben als viele Marktteilnehmer anfänglich erwartet hatten“, sagte beispielsweise Michael Mayo von der Deutschen Bank in New York. Mayo bezifferte die weltweiten Verluste aus der Subprime-Misere am zwölften November auf bis zu 400 Milliarden Dollar.

Ein Großteil der bonitätsschwachen Subprime- Hypotheken, mit denen Wertpapiere im Umfang von 800 Milliarden Dollar unterlegt seien, würden erst noch in Zahlungsverzug geraten. Diese Auffassung vertritt Christopher Whalen, von Institutional Risk Analytics, einem Anbieter von Risikomanagementlösungen.

Die Verbraucher schnallen ihren Gürtel enger, das Wachstum werde nachlassen. Michael Mayo verweist darauf, dass der Kursrutsch an der Nasdaq von 39 Prozent im Jahr 2000 nach und nach Mittelabflüsse der Anleger aus den Investmentfonds auslöste. Im März 2001 schließlich rutschte die amerikanische Wirtschaft in eine Rezession. Die Situation am Markt für Wohnimmobilien ist auch alles andere als rosig. Die Anzahl der Baugenehmigungen in den Vereinigten Staaten fiel im Oktober auf den tiefsten Stand seit 14 Jahren. Aussichten auf weiter fallende Immobilienpreise drücken auf die Nachfrage. „Bis die Hauspreise Anzeichen einer Bodenbildung liefern, werden die Abschreibungen weiter fortdauern“, sagte Peter Kovalski von Alpine Wood Investments.

Auf dieser Basis dürfte es verfrüht sein, auf eine nachhaltige Kurserholung in diesem Bereich zu setzen. Die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den Vereinigten Staaten nimmt generell zu.

Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.

Text: @cri