Freitag, 23. November 2007

Artikel von boerse.ard.de zum "starken Euro"...

Mit einem vielversprechenden Anspruch fängt der nachfolgende Artikel von boerse.ard.de an:

Seit Monaten ist der Euro im Aufwind. Was treibt ihn an, und was bedeutet ein starker Euro für Verbraucher, Unternehmen und Konjunktur?


Da war ich sehr gespannt, was die Redaktion von boerse.ard.de da an Gründen für den starken Euro ausgegraben hat. Nun, nach durchlesen des Artikels muss ich sagen, dass ich froh bin, mich nicht (mehr) ausschließlich auf die "Mainstreampresse" zu verlassen! Kein Wort zu Verwerfungen am amerikanischen Immobilienmarkt, Kreditkrise, Subprime-Desaster o.ä.! Stattdessen wird die "gute Konjunktur" im Euroland u.ä. als Erklärung geliefert...

23.11.2007 16:53
Der Euro – Fragen und Antworten
von Detlev Landmesser
Seit Monaten ist der Euro im Aufwind. Was treibt ihn an, und was bedeutet ein starker Euro für Verbraucher, Unternehmen und Konjunktur? Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten für Sie zusammengestellt.

Wem nützt der starke Euro?
Für Urlauber ist ein starker Euro bares Geld wert: Je höher der Wechselkurs, desto mehr ausländische Währung können sie pro Euro eintauschen – und umso billiger in New York, Zürich, Bangkok oder Sydney einkaufen.

Auch Importeure freuen sich über einen hohen Euro-Kurs: Sie können die Güter im Ausland günstiger produzieren oder einkaufen und so ihre Gewinnspanne erhöhen.

Von einem starken Euro profitiert auch die US-Wirtschaft, und damit bis zu einem gewissen Grad auch die gesamte Weltwirtschaft. US-Industriegüter werden auf dem Weltmarkt, aber auch im eigenen Land konkurrenzfähiger.

Wem schadet der starke Euro?
Die Exporteure haben ihre liebe Not mit einem hohen Euro-Wechselkurs: Für jeden eingenommenen Dollar oder Yen erlösen sie dann einen niedrigeren Euro-Betrag. Das macht Preissenkungen im Ausland schwieriger – europäische Exporteure büßen also an Wettbewerbsfähigkeit ein.

Auch Investoren, die ihr Geld außerhalb der Eurozone anlegen, werden von einem starken Euro geschröpft: Der Verfall der Auslandswährung kann etwaige Kursgewinne auffressen oder gar überkompensieren.


Wo liegt die Schmerzgrenze für die deutsche Wirtschaft?
Mit dieser Frage tun sich Experten stets schwer. Sicher ist, dass die Branchen verschieden empfindlich sind, je nach Exportanteil und Anteil der im Ausland bezogenen Vorprodukte. Sicher ist auch, dass die Schmerzgrenze in den vergangenen Jahren immer höher geworden ist. War lange von etwa 1,30 Dollar die Rede, greifen mittlerweile viele Exporteure erst seit einem Stand von etwa 1,45 Dollar in die Jammerharfe.

Das liegt zum einen an der robusten Weltkonjunktur sowie der gestiegenen Kosteneffizienz deutscher Produzenten. Außerdem sichern sich deutsche Unternehmen immer professioneller am Terminmarkt gegen Wechselkursschwankungen ab.


Was kann die EZB gegen den starken Euro tun?
Mit ihren Leitzinsen hat die Europäische Zentralbank ein wirksames Mittel in der Hand, den Wechselkurs des Euro zu beeinflussen – theoretisch, denn ihre Aufgabe bezieht sich vorrangig auf die Stabilität des Euro im Inland, nicht auf dessen Außenwert. In jedem Fall belastet eine Leitzinssenkung den Wechselkurs des Euro, weil dieser als Anlagewährung tendenziell unattraktiver wird. Ein weiterer Effekt ist aber nicht zu unterschätzen: Sinkende Zinsen kurbeln die Konjunktur an – was wiederum den Euro stützt. Ein weiteres Mittel der Notenbank sind Interventionen am Devisenmarkt, um unerwünschte Kursentwicklungen zu bremsen. Dieses Mittel hat die EZB aber bisher nur angewendet, als der Euro im Herbst 2000 unter unter 0,85 Dollar fiel.


Bedeutet ein starker Euro weniger Inflation?
Tendenziell ja: Schließlich müssen Importeure im Ausland weniger bezahlen und können ihre Waren im Inland günstiger anbieten – die Preise stehen von dieser Seite also unter Druck. Andererseits geht ein starker Euro meist mit einer guten Inlandskonjunktur einher – die wiederum die Inflation anheizt.


Was treibt den Euro-Kurs?
Als wichtigste Kurstreiber lassen sich die Konjunktur, die Zinsentwicklung sowie politische Einflüsse ausmachen. Brummt die Konjunktur in Euroland, wird zugleich mehr exportiert, was die Euro-Nachfrage am Devisenmarkt ankurbelt. Außerdem wird die Eurozone als Investitionsziel verlockender. Je höher das Zinsniveau in der Eurozone, desto attraktiver wird der Euro tendenziell als Anlagewährung. Die Politik spielt ebenfalls eine gewichtige Rolle: Die Haushaltspolitik der EU-Staaten mag zwar kein übermäßiges Vertrauen erwecken – das Finanzgebaren anderer Nationen lässt die Eurozone aber vergleichsweise gut aussehen.


Löst der Euro den Dollar als Welt-Reservewährung ab?
Dieser Eindruck mag angesichts des Dollar-Verfalls entstehen - doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Der Dollar-Anteil der weltweiten Zentralbankreserven wird noch immer auf rund 66 Prozent geschätzt. Zweifellos diversifizieren viele Zentralbanken der Welt ihre Reserven zunehmend zu Gunsten des Euro – teils aus rein politischen Gründen, weil die Reputation der USA in manchen Weltgegenden gelitten hat. Dieser Trend kann sich aber auch wieder umkehren. In der Vergangenheit hat die US-Wirtschaft auch immer wieder Stärke bewiesen – so wäre es reichlich verfrüht, die Leitwährung US-Dollar abzuschreiben.