Wie vor ein paar Tagen in "Und noch eine "Baustelle": Kreditkartenschulden..." geschrieben, könnte den amerikanischen Banken bald das nächste Problem in's Haus stehen: die Kreditkartenschulden der amerikanischen Konsumenten. Hier ein Artikel gefunden bei n-tv.de:
9. November 2007 16:47
Inside Wall Street
Kreditkarten als Zeitbombe
Die Börsenkolumne aus New York von Lars Halter
In den Geldbeuteln der amerikanischen Verbraucher tickt eine Zeitbombe. Sie ist nur ein paar Zentimeter groß, wiegt so gut wie nichts und hat doch das Potenzial, die US-Konjunktur in die nächste Krise zu stürzen: die Kreditkarte. Denn die Amerikaner konsumieren im Rekordtempo – und auf Pump. Das wird nicht ewig gut gehen.
Laut aktuellen Schätzungen sitzen die amerikanischen Verbraucher zur Zeit auf 915 Mrd. US- Dollar Kreditkarten-Schulden. Auf jedem Haushalt lastet damit eine Schuld von etwa 12.000 US-Dollar, von denen in den meisten Fällen nur der Zins abbezahlt wird – wenn überhaupt.
Wie dramatisch diese Verschuldung ist, zeigt ein einfacher Vergleich mit dem Subprime-Desaster der letzten Monate. Da ging es um etwa 900 Mrd. US-Dollar in Risiko-Hypotheken, von denen letztlich ein Großteil abgeschrieben werden musste. Die Kreditkarten-Verschuldung ist ebenso hoch – und birgt doch einen riskanten Unterschied zur Immobilien- und Subprime-Situation: Während dort die Kredite zumindest durch ein Haus oder ein Appartement gesichert sind, gibt es für die Kreditkartenschulden nicht allzu viel vorzuweisen. Autos, Möbel und Flachbildschirme verlieren schnell an Wert, klassische Konsumartikel oder Urlaubsreisen haben ihren Wert ganz verloren.
Wenn die Schuldner ihre Raten eines Tages gar nicht mehr Zahlen können, werden die Gläubiger also wenig pfänden können. Das wissen die Banken, die daher angefangen haben, ihre Rückstellungen für Kreditausfälle massiv aufzustocken: Citigroup, die weltgrößte Bank, hat ihr schwaches Quartal gerade zumindest teilweise mit Schwierigkeiten bei Verbraucherkrediten begründet und 2,24 Mrd. US-Dollar zurückgestellt.
American Express hat seine Rückstellungen um 44 Prozent angehoben und erklärt, man sehe Anzeichen von ersten Schwierigkeiten bei Kunden, die sich übernommen hätten. Die Konkurrenten Capital One, Washington Mutual und Bank of America haben ebenfalls erklärt, man rechne mit mindestens 20 Prozent mehr Kreditausfällen in der nächsten Zeit.
Bei der Citigroup glaubt man besonders dramatische Zeichen zu sehen: Kunden hätten nicht nur die durchschnittliche Belastung ihrer Karten erhöht, berichtet Finanzchef Gary Crittenden, sondern würden auch zunehmend Bargeld von ihren Kreditkonten abheben, um alltägliche Ausgaben zu tilgen. Das sei ein sicheres Zeichen für Probleme in nicht allzu ferner Zukunft.
In extremen Fällen haben Banken gar eine ungewöhnliche Umkehrung der Kreditläufe beobachtet. Bisher war es die Regel, dass Kunden ihre Häuser beliehen haben, um die Kreditkartenschulden zu begleichen. Neuerdings sehe man, dass Kunden mit der Kreditkarte Hypothekenzahlungen leisten. Das ist indes der sicherste Weg ins Unglück, denn auf diese Weise werden relativ niedrig verzinste Schulden durch ungeheuer hoch verzinste Schulden ersetzt.
Wie hoch die Zinsen sind, spielt wohlgemerkt keine Rolle, wenn der Kunde erst einmal bankrott ist. Das kommt immer öfter vor: Die Zahl der zahlungsunfähigen Schuldner ist im vergangenen Quartal laut Angaben von Capital One, Washington Mutual, Citigroup, J.P. Morgan Chase und Bank of America um durchschnittlich 13 Prozent gestiegen.
Entsprechend stellen sich die Banken mit höheren Rückstellungen zunehmend auf das worst-case-scenario ein. Welche Kreise eine Kreditkarten-Krise ziehen wird, ist indes noch nicht abzuschätzen. Ähnlich wie Hypotheken werden auch Kreditkarten-Schulden von den Finanzhäusern gebündelt, aufgeteilt, umverpackt und weiterverkauft – binnen kürzester Zeit nach einer Implosion dürfte es zu Milliarden-Verlusten bei allen Unternehmen kommen, die irgendwie mit Finanzierung und Investment zu tun haben.