Sonntag, 25. November 2007

Handwerkspräsident Otto Kentzler: "Da braut sich Unheil zusammen“

Gefunden bei wiwo.de:

Handwerks-Umsatz bricht ein, Schwarzarbeit nimmt zu
Wegen Mehrwertsteuererhöhung.
Im deutschen Handwerk kühlt sich die Konjunktur bedrohlich ab. „Da braut sich Unheil zusammen“, erklärte Handwerkspräsident Otto Kentzler im Gespräch mit der am Montag erscheinenden WirtschaftsWoche.

Kentzler: „In einigen Gewerken bricht der Umsatz regelrecht ein – bei Sanitär, Heizung und Klima sogar um 20 Prozent. Beim privaten Wohnungsbau sieht es ähnlich aus, und das Kfz-Handwerk kommt nicht auf die Beine.“

„Wenn ich mir die jüngsten Zahlen anschaue, wird mir angst und bange“, so Kentzler. Für das gesamte Handwerk hat der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) die Wachstumsprognose für 2007 bereits von 2,5 auf ein Prozent reduziert.

Als Hauptursache sieht der Handwerkspräsident die Mehrwertsteuererhöhung, die die inländische Konjunktur nun doch belaste und auch zu einem massiven Anstieg der Schwarzarbeit geführt habe. „Wir haben stets vor der größten Steuererhöhung in der Geschichte der Bundesrepublik gewarnt. Jetzt zeigt sich mit ein wenig Verspätung, dass vor allem die Mehrwertsteuererhöhung Gift für die inländische Konjunktur ist. Die Konsumenten streiken.“

Wie stark die Schwarzarbeit angestiegen sei, zeige sich am Aufkommen der Mehrwertsteuer. „Statt um 18,75 Prozent, was sich bei statischer Betrachtung aus der Erhöhung von 16 auf 19 Prozent Mehrwertsteuer ergeben müsste, erhöht sich das Aufkommen nach Daten aus der jüngsten Steuerschätzung nur um 15,88 Prozent“, so Kentzler. „In diesem Jahr haben wir dazu noch ein deutliches Gesamtwachstum, da müsste sogar erheblich mehr hereinkommen. Dass es nicht so ist, kann nur daran liegen, dass der Anteil der Schwarzarbeit spürbar zugenommen hat.“

Kentzler fordert eine Reduzierung der Mehrwertsteuer für arbeitsintensive Dienstleistungen auf sieben Prozent. „Die Bundesregierung sollte der EU-Mehrheit folgen. Ein Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent würde auch die derzeit stark ansteigende Schwarzarbeit weniger interessant machen.“ Jetzt müsse die Bundesregierung konjunkturbelebende Programme ausbauen wie auch die Ausweitung des energetischen Gebäudesanierungsprogramms auf Wirtschaftsgebäude. „

Zum anderen sollten haushaltsnahe Dienstleistungen besser steuerlich absetzbar sein. Ich plädiere für eine Aufstockung auf 12.000 Euro pro Haushalt. Bis zu dieser Höhe sollen Privathaushalte handwerkliche Leistungen, aber auch Pflege oder Kinderbetreuung steuerlich geltend machen können.“

Das Interview im Wortlaut...
[24.11.2007]
Aus der WirtschaftsWoche 48/2007.