Donnerstag, 8. November 2007

Inflation: Bier wird in Deutschland 40 Prozent teurer

Ein Aufschrei dürfte durch Deutschland gehen...
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8. November 2007, 12:58 Uhr
Von Carsten Dierig
Bier wird in Deutschland 40 Prozent teurer
Bier brauen ist deutlich teurer geworden – darum wird Bier trinken auch kostspieliger: Weil die sich die Preise für Braugerste und Hopfen verdoppelt haben, wird der Bierpreis deutlich anziehen. Der Brauer-Verband rechnet mit einem Aufschlag von 40 Prozent.

"Die Situation ist ernst", sagt Richard Weber, Präsident des Deutschen Brauer Bundes, "bei einigen Brauerein geht es mittlerweile um die Existenz." Darum, sagt Weber, der auch geschäftsführender Gesellschafter der saarländischen Karlsberg-Brauerei, wird Bier teurer. Der Brauer-Verband rechnet mit einem Plus von 40 Prozent in den nächsten fünf Jahren. Schon mittelfristig werde eine Kiste Bier weit über 15 Euro kosten. Grund für den prognostizierten Preisschock sind die überproportional gestiegenen Rohstoffkosten.

Für Braugerste und Hopfen zum Beispiel mussten die 1.200 deutschen Brauer 2006 rund 900 Millionen Euro berappen, doppelt so viel wie noch ein Jahr zuvor. Darüber hinaus sind laut Brauer-Bund die Kosten für Energie und Verpackungsmaterialien wie zum Beispiel Glas um mindestens 40 Prozent gestiegen. "Über zusätzliche Rationalisierungen können wir solche Mehrkosten mittlerweile nicht mehr auffangen", sagt Weber.

Der Brauer-Präsident fürchtet nun einen Arbeitsplatzabbau, der in seinen Augen ohne Preiserhöhungen noch weit höher ausfallen würde. "Schon deshalb sind wir gezwungen, die Kosten an den Verbraucher weiterzugeben." Weber warnt daher schon jetzt die Gewerkschaften vor überhöhten Forderungen in den 2008 anstehenden Tarifverhandlungen für die Ernährungsindustrie.

Chef des Brauer-Verbandes schimpft auf die Politik
Doch sind die Preissteigerungen aus Sicht von Weber nicht allein mit schlechten Ernten in diesem Jahr zu begründen. "Die Politik hat ihre Gesetze und Entscheidungen zu Erneuerbaren Energien völlig unterschätzt", so der Brauer-Präsident. Anscheinend sei vor den Beschlüssen nicht mal die Marktwirkung berechnet worden. "Jetzt haben wir das Drama, dass ein kleiner Brauer oder Bäcker mit Milliardenkonzernen wie RWE um Rohstoffe kämpfen muss."

Und dann werde der Energiesektor von der Politik auch noch finanziell unterstützt, schimpft Weber, indem Bauern Fördergelder bekommen, wenn sie in entsprechenden Kraftwerken verwertbare Pflanzen anbauen. "Das ist eine politisch induzierte Wettbewerbsverzerrung. Wir machen unsere Nahrungsmittel teurer, damit wir billiger Auto fahren können." Das schade der Konjunktur.

Bundesbürger trinken immer weniger Bier
Der Kostendruck trifft die deutschen Brauer zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Denn schon seit Jahren geht der Bierkonsum in Deutschland zurück. Aktuell liegt der Pro-Kopf-Verbrauch hierzulande bei 116 Litern, 16 Liter weniger als noch vor zehn Jahren. Für 2007 rechnet der Brauer-Bund mit einem neuerlichen Rückgang von etwa zwei Litern. Daran ändert auch die Beliebtheit der Biermischgetränke nichts.

Zwar wächst das Segment seit Jahren zweistellig, der Anteil am Gesamtmarkt liegt allerdings bei gerade sechs Prozent. "Biermix ist eben nicht mit Bier gleichzusetzen. Die Gesamtentwicklung beim Bier kann dadurch nicht aufgehalten werden", sagt Weber. Und so rechnet der Biermisch-Pionier – Karlsberg gehören mit Mixery und Desperados zwei der ältesten Marken in diesem Segment – auch 2008 mit einem Rückgang des Bierkonsums.

"Nirgends ist Bier so billig wie in Deutschland"
Eine Lösung für die Absatzprobleme der deutschen Brauereien sieht Weber im Export. Zumal Bier jenseits der Grenze wesentlich höhere Margen erzielt als im Inland. "Nirgends ist Bier so billig wie in Deutschland", sagt Weber. Doch bislang hätten die deutschen Brauereien in Sachen Auslandsgeschäft zu wenig getan – das nun nachzuholen, werde angesichts des großen Vorsprungs der internationalen Konkurrenz für die meisten wohl schwer. Derzeit verkaufen die deutschen Brauereien gerade mal sieben Prozent der heimischen Produktion im Ausland.