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Kommentar
Citigroup im Chaos
von Angela Maier
Der Rücktritt von Citigroup-Chef Charles Prince wird nicht reichen, dass die Citigroup aus ihrem Desaster wieder herauskommt. Die neue Führungsspitze hat schwere Aufräumarbeiten vor sich.
Denn die Milliardenabschreibungen von 11 Mrd. $, die die Citigroup am Sonntagabend veröffentlichte, sind nicht nur ein Schock für die Citi-Aktionäre und die Aktienmärkte insgesamt. Sie verdeutlichen in erschreckendem Ausmaß, welche Risiken der weltgrößte Finanzkonzern unter Prince' Führung eingegangen ist.
Alleine im Oktober hat das Engagement der Citigroup in privaten Baukrediten zweitklassiger Bonität (Subprime) von 55 Mrd. $ um 11 Mrd. $ an Wert verloren. Und das ist wahrscheinlich nicht das Ende der Fahnenstange, wenn man die schlechten Aussichten für den US-Häusermarkt betrachtet. Zumal die Citi auch noch in anderen Kreditbereichen stark exponiert ist, die seit Monaten unter Druck stehen. Sie scheint in dem Spielkasino namens Kapitalmarkt kaum eine der vielen hochkomplizierten Spielarten ausgelassen zu haben.
Das Desaster übersteigt noch das Ausmaß der Probleme, wegen derer Merrill-Lynch-Chef Stan O'Neal seinen Hut nehmen musste. Die neuen Citi-Zahlen sind jedenfalls ein Indiz, dass CIBC-Analystin Merredith Whitney behalten könnte mit ihrer schaurigen Analyse: Sie hat errechnet, dass der Citigroup 30 Mrd. $ Kapital fehlen. Das wäre ein Viertel des gesamten Citi-Eigenkapitals. Dabei war die Kernkapitalquote des Instituts schon zuletzt von Quartal zu Quartal immer weiter geschrumpft - auf 7,3 Prozent Ende September.
Der neue Verwaltungsratschef Robert Rubin und der Übergangschef Sir Win Bischoff werden nicht darum herumkommen, die Risiken möglichst schnell herunterzufahren - selbst wenn dies weitere Verluste bedeuten könnte. Und sie müssen schnell einen neuen, starken Vorstandschef installieren. Sonst könnte sich das Zerschlagungsszenario schneller bewahrheiten als ihnen lieb ist.