Update vom 04.11.2007:
Drei Punkte dazu:
- der unten angegebene Link zur Seite im Google Cache funktioniert leider nicht mehr
- es gibt zwischenzeitlich noch einige anderer Seiten im Netz, die den Anfang des Texts eingestellt haben, aber für den kompletten Text auf die nicht mehr gültige URL von welt.de verlinken
- von den Seiten von welt.de ist dieser Text definitiv verschwunden, denn selbst bei einer Volltextsuche im Archiv gibt es keinen Treffer
Originalpost vom 02.11.2007:
"Ihre Dollars können Sie behalten!"...
Diese Schlagzeile konnte man am 30.10. auf den Seiten von Welt Online lesen. Bis offensichtlich gestern!
Ich selbst hatte die Seite ebenfalls gestern kurz geöffnet und wollte mir den entsprechenden Artikel in einem Post für diesen Blog hier abspeichern, um das ganze später noch aufzubereiten - hatte es aber zeitlich nicht mehr gepackt.
Nun musste ich heute auf hartgeld.com folgendes lesen:
2007-11-01:
Die Kehrseite der US-Zinssenkung - Flucht in die Rohstoffe:Spiegel: Öl, Euro, Gold - Rekordjagd an den Märkten
Höchststände überall: Die Devisen- und Rohstoffmärkte haben massiv auf die neue Zinssenkung der US-Notenbank reagiert. Euro und Öl notieren so hoch wie nie - Gold kostet so viel wie seit 1980 nicht mehr.
Good bye, dollar, hello gold, oil!
PS: der Artikel in der Welt "Ihre Dollars können Sie behalten" wurde entfernt - war wohl etwas zu kritisch.
Ob der Artikel nun wirklich "zu kritisch" war - oder ob es ein anderes Problem ist, kann ich natürlich nicht sagen - allerdings ist das ganze höchst merkwürdig.
Glücklicherweise ist der Artikel (aktuell) noch im Google Cache zu finden, weshalb ich ihn gleich mal reinkopiere:
30. Oktober 2007, 04:00 Uhr
Von William Pesek
"Ihre Dollars können Sie behalten"
Weltweit müssen Touristen immer öfter in der Landeswährung bezahlen
Tokio - "Ihre Dollars können Sie behalten." Diese Worte hören Touristen auf den Malediven in jüngster Zeit immer häufiger - und sie zeigen, wie schlecht es um den Greenback inzwischen steht.
Lange Zeit hat der winzige Staat mit seinen 1200 Inseln die US-Währung akzeptiert - um den Besuchern das Leben einfacher zu machen und auch aus finanziellem Realitätssinn. Immerhin entwickelte sich der Dollarkurs an den internationalen Finanzmärkten von der Tendenz besser als die Landeswährung, die Malediven-Rupie oder Rufiyaa. Doch dies ändert sich nun - und das ist ein böses Omen für die wichtigste Reservewährung der Welt.
Eigentlich sollte ja kein Hahn danach krähen, was auf den Malediven los ist. Die Wirtschaftsleistung des Landes liegt bei einer Milliarde Dollar - also bei einem 59stel des Vermögens von Microsoft-Mitgründer Bill Gates und einem 27stel des Bruttoinlandsprodukts des Nachbarstaats Sri Lanka. Trotz ihrer wunderbaren Natur verschwinden die Malediven in den Rundungsfehlern der globalen Ökonomie. Dennoch ist die Abneigung gegenüber der US-Währung typisch für eine grundlegende Umwälzung: den Niedergang der US-Währung.
Solche Prozesse setzen zumeist schleichend ein - aber wer will, kann die Zeichen erkennen: In den vergangenen Monaten konnte der Reisende Erfahrungen wie auf den Malediven in vielen Ländern machen - von Mexiko bis hin nach Vietnam. Auf Märkten, in Restaurants, bei Taxifahrten und im Touristenladen: Wo bislang der Dollar willkommen war, muss immer häufiger in Landeswährung bezahlt werden. Es geht die Furcht um, dass der von Analysten seit Jahren prognostizierte Einbruch des Dollar nun da ist - und dass die USA darüber hinaus auch kein Interesse haben, etwas dagegen zu unternehmen.
Auch setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass die internationalen Märkte derzeit in einem tief greifenden Wandel stecken. Einige Länder - wie etwa Kuwait - haben die seit Langem bestehende Bindung ihrer Währung an den Dollar aufgegeben. Andere erwägen denselben Schritt. Einer Umfrage der britischen Bank HSBC zufolge kommen auf jedes Unternehmen am Golf, das in einer Abschaffung der Dollarbindung einen Nachteil sieht, inzwischen zwei, die dies als vorteilhaft betrachten würden.
Seitdem Kuwait am 20. Mai die Bindung der eigenen Währung an den Dollar aufgegeben hat, stehen die anderen Länder der Region unter Druck, dasselbe zu tun. Dabei ist der Katalysator der Entwicklung nicht einmal in erster Linie der Ärger über die Außenpolitik der Bush-Regierung, sondern die Tatsache, dass der Verfall des Dollar Importe verteuert. In Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kuwait und Oman hat die Inflation in den vergangenen zwölf Monaten ein Rekordniveau erreicht.
Auch ist es den Ländern Asiens nicht entgangen, dass Finanzminister Henry Paulson in der Währungsfrage keinen klaren Kurs fährt. Nach außen vertritt er einen starken Dollar, während die USA gleichzeitig vom Rückgang des Kurses profitieren - nämlich dadurch, dass die Exporte des Landes billiger werden oder die Auslandsschulden Washingtons an Wert verlieren.
Dazu kommt, dass Fonds zur Verwaltung des Staatsvermögens an Bedeutung gewinnen. Am Markt wird heftig diskutiert, ob diese mit massiven Finanzmitteln ausgestatteten und auch nach politischen Interessen handelnden Vehikel Vermögen vom Dollar in den Euro oder andere Währungen umschichten werden.
Also, auch wenn die Malediven international kaum Gewicht besitzen: Je mehr Länder den Dollar künftig meiden, desto größere Problemen kommen auf die USA zu.