Mittwoch, 24. Oktober 2007

Merrill Lynch: ebenfalls Risiken unterschätzt?

UPDATE:
noch ein weiterer, etwas ausführlicherer Artikel zu diesem Thema von handelsblatt.com:


HANDELSBLATT, Mittwoch, 24. Oktober 2007, 16:07 Uhr
Hypothekenkrise

Merrill Lynch beerdigt Milliarden
Merrill Lynch hat im dritten Quartal wegen der Hypothekenkrise fast acht Milliarden Dollar abgeschrieben, weit mehr als es Wettbewerber mit einem vergleichbaren Engagement bei Kreditvehikeln getan haben. Deswegen entstand ein massiver Nettoverlust. Anleger müssen nun darauf hoffen, dass das Top-Management übers Ziel hinaus geschossen ist.

HB NEW YORK. Die Krise am amerikanischen Hypothekenmarkt riss Merrill Lynch erstmals seit sechs Jahren tief in die Verlustzone. Das Institut schrieb allein im dritten Quartal auf Wertpapiere aus dem US-Markt für schwach besicherte Hypothekenkredite („Subprime“) acht Milliarden Dollar abschreiben - fast doppelt so viel wie bisher erwartet. Unter dem Strich stand von Juli bis September ein Minus von 2,3 Milliarden Dollar, wie Merrill Lynch am Mittwoch in New York mitteilte. Vor einem Jahr erzielte das Geldhaus noch einen Gewinn von drei Milliarden Dollar.

Die Bank habe angesichts der derzeitigen Schwierigkeiten an den Kreditmärkten Subprime-Papiere konservativer bewertet, begründete Merrill-Chef Stan O'Neal die höheren Abschreibungen. Anfang Oktober hatte das Institut noch 4,5 Milliarden Dollar Wertberichtigungen in Aussicht gestellt. „Wir gehen davon aus, dass die Marktbedingungen für den US-Subprime-Markt weiterhin unsicher bleiben“, prognostizierte O'Neal. „Aber wir werden alles tun, um die Folgen für uns in den Griff zu bekommen.“

Börsianer waren geschockt. „Das ist das reinstes Blutbad“, sagte Analyst Bill Fitzpatrick von JohnsonFamily Funds. Die Quartalszahlen seien ein sehr schlechtes Zeugnis für das Risikomanagement der US-Bank. „Ich bin mir sicher, dass weitere Köpfe rollen werden“, fügte er hinzu. Im Sommer hatte das größte US-Brokerhaus bereits zwei Top-Manager entlassen. Die Merrill-Lynch-Aktien verloren an der Wall Street fast zwei Prozent auf 66,23 Dollar.

Ein anderer Händler verwies jedoch darauf, dass Merrill Lynch nach eigenen Angaben mit 15,2 Milliarden Dollar im CDO- und ABS-Bereich engagiert sei. Die abgeschriebenen 7,9 Milliarden Dollar seien „die Hälfte und damit weit mehr als die üblichen 15 Prozent“, sagte ein Händler. „Sollte vorsichtshalber zuviel abgeschrieben worden sein, besteht die Hoffnung auf außerordentliche Gewinne im nächsten Quartal“.

Merrill Lynch steht mit den schlechten Quartalszahlen nicht alleine da: Wettbewerber wie die US-Investmentbanken Morgan Stanley und Citigroup sowie die Schweizer Großbank UBS und die Deutsche Bank mussten im dritten Quartal, in dem die Finanzkrise voll durchgeschlagen hatte, Milliardeneinbußen hinnehmen.

Zuwächse verbuchte Merrill Lynch im dritten Quartal dagegen im Vermögensmanagement und im Investmentbanking. Bei der Beratung von Unternehmen bei Übernahmen und Fusionen steigerte Merrill die Erträge gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast ein Viertel auf eine Milliarde Dollar. Im Vermögensmanagement legten die Erträge um 29 Prozent auf 3,5 Milliarden Dollar zu. Dazu habe auch der im vergangenen Jahr übernommene Vermögensverwalter Black Rock beigetragen.


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Merrill Lynch erleidet schweren Einbruch
Die US-Hypothekenkrise hat die US-Investmentbank Merrill Lynch schwer getroffen: Sie musste im dritten Quartal knapp 8 Mrd. $ abschreiben. Demzufolge muss Merrill Lynch den ersten Verlust seit sechs Jahren hinnehmen.

Merrill Lynch vermeldete am Mittwoch einen Nettoverlust von 2,3 Mrd. $. Ein Jahr zuvor hatte das Institut noch einen Gewinn von 2,2 Mrd. $ erzielt.

Börsianer zeigten sich in einer ersten Reaktion tief enttäuscht: "Dieses Ergebnis lässt mich am Management zweifeln", sagte Analyst Lee Norton von JS Asset Management. Die Verjüngung in der Führungsebene hätte nicht unbedingt positive Ergebnisse gebracht.