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21.10.2007
Finanzkrise trifft Commerzbank härter als gedacht
Die Commerzbank ist nach Angaben ihres Vorstandssprechers Klaus-Peter Müller von der Krise am US-Hypothekenmarkt stärker betroffen als angenommen. Die bislang kalkulierten Abschreibungen reichen offenbar nicht aus.
"Die bisher angekündigten Abschreibungen von 80 Millionen Euro spiegeln den
Informationsstand von Anfang Juli wider. Das wird nicht reichen", sagte Müller der "Financial Times Deutschland". Die Prognosen der Bank blieben davon aber unberührt.
Die Commerzbank ist mit 1,2 Milliarden Euro in dem seit Wochen kriselnden Markt für zweitklassige (subprime) US-Hypothekenkredite engagiert. Deshalb hatte das Institut für das zweite Quartal 46 Millionen Euro abgeschrieben und für das dritte Quartal eine vergleichbare Größenordnung angekündigt. Die Commerzbank peilt für dieses Jahr einen Überschuss von mehr als 1,5 Milliarden Euro an. Müller warnte, dass das volle Ausmaß der Marktturbulenzen derzeit noch nicht abzuschätzen sei.
"Die Tatsache, dass sich noch immer nicht alle Banken erklärt haben, trägt zur weiteren Unsicherheit des Marktes bei", sagte der Commerzbank-Chef. Bei einigen Banken werde die Veröffentlichung der Zahlen zum dritten Quartal Klarheit bringen.
HVB schraubt Erwartungen herunter
Die Münchener Großbank HVB geht angesichts der Finanzkrise im zweiten Halbjahr von geringeren Zuwachsraten aus als zu Beginn des Jahres. Dennoch bekräftigte HVB-Chef Wolfgang Sprißler die Ziele für 2007 und stellte für das kommende Jahr einen weiteren Anstieg des Ergebnisses in Aussicht. "Wir können realistischerweise nicht davon ausgehen, dass sich die erfreuliche Performance der ersten sechs Monate auf das zweite Halbjahr übertragen lässt", sagte Sprißler am Wochenende am Rande der Herbsttagung des
Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in Washington.
Doch auch nach dem für Banken schwierigen dritten Quartal liege die Tochter der italienischen Großbank Unicredit auf Kurs. Die HVB strebe eine spürbare Verbesserung des operativen Ergebnisses an. "Das werden wir erreichen", sagte Sprißler.
Die Münchener sind mittlerweile weitgehend für das Investmentbanking der italienischen Mutter verantwortlich. Im Zuge der Turbulenzen an den Finanzmärkten mussten vor allem Investmentbanken rund um den Globus teils herbe Einbußen hinnehmen müssen. Besonders die amerikanischen Institute sind stark betroffen, doch auch die Deutsche Bank kostete die Krise bis jetzt mehr als zwei Milliarden Euro.
Laut "Handelsblatt" will die HVB ihr Ergebnis im kommenden Jahr noch einmal toppen. "Man kann davon ausgehen, dass wir allen Ehrgeiz daran setzen werden, das 2007 Erreichte nochmals zu übertreffen", sagte er, ohne konkrete Zahlen zu nennen.