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16. Oktober 2007
WARNUNG DES IWF
Kreditkrise ist noch nicht ausgestanden
Die Kreditkrise ist noch nicht vorbei - das befürchten zumindest der IFW und der US-Finanzminister Henry Paulson. Das Misstrauen zwischen den Banken sei nach wie vor enorm, die US-Wirtschaft droht Schaden zu nehmen.
Washington - Die kommenden Monate sind die entscheidenden, heißt es beim Internationalen Währungsfonds IWF: "Die nächsten Monate werden wahrscheinlich viele Märkte und Institutionen weiter vor eine Herausforderung stellen", sagte der Direktor der Abteilung Geld- und Kapitalmärkte, Jaime Caruana, heute in Washington. Es sei auch zu erwarten, dass die Turbulenzen das weltweite Wachstum verringerten. Der Anpassungsprozess der Märkte brauche seine Zeit.
"Rückschläge sind möglich", sagte der IWF-Experte. Allerdings habe sich die Situation seit dem Höhepunkt der Verwerfungen im August und Anfang September "bedeutend verbessert".
Nach wie vor behindere mangelndes Vertrauen zwischen den Banken die Kreditvergabe. "Anhaltender Druck auf die Interbanken-Märkte wird wahrscheinlich die Kosten erhöhen, den Umfang verringern und die Vergabe von Krediten hemmen", sagte Caruana. "Das braucht Zeit. Es ist eine Frage des Vertrauens", betonte er bei der Vorlage eines aktualisierten IWF-Berichts zur Stabilität der Finanzmärkte.
Die "gute Nachricht" sei allerdings dass sich die Turbulenzen vor dem Hintergrund eines robusten weltweiten Wachstums, vor allem in den Schwellenländern, abgespielt hätten. Die heftigen Schwankungen vor allem an den Börsen hätten sich beruhigt. Für das gesamte Finanzsystem sei es zudem von höchster Bedeutung gewesen, dass wichtige Finanzinstitutionen "erhebliche Kapitalpuffer" aufgebaut hätten, die helfen sollten die Verluste abzufedern.
Schlimm aber "unausweichlich"
Nach Einschätzung von US-Finanzminister Henry Paulson sind die Probleme am Finanzmarkt der "bedeutendste Risikofaktor" für die amerikanische Wirtschaft. Die seit Monaten andauernde Immobilienkrise "wird nicht so schnell enden als es noch Ende vergangenes Jahres erschien", warnte Paulson. Die "negativen Folgen für unsere Wirtschaft, unsere Kapitalmärkte und für viele Hausbesitzer" werden noch einige Zeit andauern, sagte Paulson in einer Rede vor Studenten in Washington. Dies gelte auch angesichts des robusten Wirtschaftswachstums in den USA, fügte er hinzu.
Zugleich sprach Paulson von einer "unausweichlichen" Preiskorrektur auf dem US-Häusermarkt. Die durchschnittlichen Preise für Einfamilienhäuser lägen derzeit um etwa 25 Prozent unter den Spitzenpreisen im Jahr 2005. Jetzt komme es vor allem darauf an, bedrohten Hausbesitzern zu helfen, die negativen Folgen für das Wirtschaftswachstum zu begrenzen sowie eine Wiederholung der Krise auszuschließen. Mit Blick auf in der Vergangenheit enorm gestiegene Immobilienpreise und leichtfertige Kreditvergabe sagte Paulson: "Wir müssen auch einige Änderungen bei unseren Gesetzen und Regelungen vornehmen, um zu verhindern, dass einige Exzesse der vergangenen Jahre erneut geschehen."
Zuvor wurde bekannt, dass sich mehrere amerikanischen Großbanken mit der Bildung eines neuen Superfonds vor Verlusten und einer Ausuferung der Hypothekenmarkt- und Kreditkrise schützen wollen. Nach Darstellung der "New York Times" soll dieser vom Fonds durch Emission eigener Wertpapiere bis zu 200 Milliarden Dollar hereinholen.
ase/dpa