Mittwoch, 17. Oktober 2007

Auswirkungen der Hypothekenkrise

Gefunden bei der sueddeutsche.de:

Deutsches Wirtschaftswachstum
Bremsspuren der Hypothekenkrise
Noch im Juli hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Deutschland-Prognose für 2008 kräftig nach oben gesetzt, doch nun sind die IWF-Experten plötzlich deutlich pessimistischer. Grund: Die globale Finanzkrise dieses Sommers.
Von Nikolaus Piper, New York

Die globale Finanzkrise dieses Sommers wird die deutsche Wirtschaft 2008 nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) 0,4 Prozentpunkte Wachstum kosten.

In ihrem neuesten Weltwirtschaftsausblick prognostizieren die Experten des IWF für das kommende Jahr 2,0 Prozent Wachstum. Der Bericht lässt den Schluss zu, dass sich die Einschätzung der Experten erst in den vergangenen Wochen verschlechtert haben muss.

Noch im Juli hatte der IWF seine Deutschland-Prognose sogar von ursprünglich 1,9 Prozent auf 2,4 Prozent erhöht. Für das laufende Jahr können die Deutschen laut IWF mit 2,4 Prozent Wachstum rechnen.

Keine Rezession

Insgesamt wird die Krise nach Überzeugung des IWF in der Weltwirtschaft deutliche Spuren hinterlassen, aber vermutlich keine Rezession auslösen.

Die Konjunktur stehe auf einer breiten Basis. Weltweit ist danach jetzt mit 4,5 Prozent Wachstum zu rechnen – 0,5 Prozent weniger als vor einem halben Jahr prognostiziert.

Am stärksten getroffen wird dabei die Wirtschaft der Vereinigten Staaten – hier reduzierte der IWF seine Prognose um 0,9 Punkte auf 1,9 Prozent. Hier könnte die Entwicklung wegen der Auswirkung der Immobilienkrise allerdings noch deutlich schlechter verlaufen.

Es sei noch „unklar, in welchem Ausmaß die Kosten und die Verfügbarkeit von Krediten in der Gesamtwirtschaft beeinträchtigt werden,“ heißt es wörtlich. Außerdem könnte sich die Immobilienkrise verschlimmern, was die Finanzlage und das Verbrauchsverhalten der privaten Haushalte beeinträchtigen würde.

US-Produktivitätswachstum zurückgegangen

Schließlich zeigt sich der Fonds besorgt, weil das Wachstum der Produktivität in der amerikanischen Wirtschaft deutlich zurückgegangen ist. Sollte sich dieser Trend verstärken, werde dies zu niedrigerem Konsum und niedrigeren Investitionen führen.

Die gute Nachricht für Amerika: Der schwache Dollar löst einen Exportboom aus, der den Effekt des teuren Öls auf die US-Wirtschaft mehr als ausgleicht.

Wegen der schwächeren Weltnachfrage und des teuren Euro müssen in Europa besonders jene Länder Einbußen bei den Exporten hinnehmen, die, anders als Deutschland, kein "Polster an Wettbewerbsfähigkeit“ aufgebaut haben: Frankreich, Italien und Frankreich.

Nachhaltigeres Wachstum

Insgesamt unterstreicht der IWF allerdings, dass das globale Wirtschaftswachstum im laufenden Konjunkturzyklus nachhaltiger war und mehr Menschen zugute gekommen ist als in früheren Jahren.

Der IWF fordert die Politiker in den Industrieländern dazu auf, Konsequenzen aus der globalen Finanzkrise zu ziehen. "Mehr Aufmerksamkeit ist der Transparenz und der Veröffentlichungspolitik systemisch wichtiger Institutionen zu widmen," heißt es in dem Bericht wörtlich, ohne dass die fraglichen Institutionen, Hedgefonds und Zweckgesellschaften ("Conduits") von Banken ausdrücklich genannt werden.

Das Risikomanagement an den Finanzmärkten müsse besser werden, außerdem sollten die Regierungen weiter am Abbau ihrer Haushaltsdefizite arbeiten.

Unterdessen hat sich die amerikanische Regierung ungewöhnlich pessimistisch über die Konsequenzen der Immobilienkrise geäußert.

Verfall der Hauspreise wirkt nach

Finanzminister Hank Paulson sagte bei einer Rede in Washington, der Verfall der Hauspreise werde das Wirtschaftswachstum "noch über einige Zeit hinweg" beeinträchtigen.

Paulson forderte Gesetzesänderungen, um die Regulierung und die Marktaufsicht über die Hypothekenbanken in den USA zu verbessern. Er drängte die Branche, bedrängten Hauseigentümern mit Schuldennachlässen entgegenzukommen. "Der gegenwärtige Prozess läuft nicht gut," sagte Paulson.