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27.10.2007 16:39 Uhr
US-Investmentbank in der Krise
Merrill-Lynch-Boss O’Neal vor Ablösung
Das verlustgeplagte Geldhaus Merrill Lynch will offenbar seinen Chef feuern – was teuer werden dürfte. Die Börse reagiert prompt.
Die Meldung kommt von seriöser Seite: Die New York Times berichtet, der Verwaltungsrat der von Milliardenverlusten geplagten US-Investmentbank Merrill Lynch zieht eine Ablösung von Konzernchef Stanley O’Neal in Erwägung.
Das Aufsichtsgremium ist nach Darstellung der Zeitung verärgert über den Verlust des Unternehmens von 2,3 Milliarden Dollar im dritten Quartal und über Sonderbelastungen von 8,4 Milliarden Dollar im Zusammenhang mit gescheiterten Kredit- und Hypotheken-Investments.
O’Neal hatte nach Darstellung der Zeitung auch mit der US-Großbank Wachovia über einen möglichen Zusammenschluss geredet, ohne zuvor die Genehmigung des Verwaltungsrates einzuholen. Dies hatte die Zeitung bereits am Freitag berichtet. Die Reaktion des Verwaltungsrates deute an, dass eine Fusion mit Wachovia zur Zeit nicht wahrscheinlich sei.
Aktienkurs schnell hoch
Als potenzielle Nachfolger O’Neals führte die New York Times Robert J. McCann an, den Chef der Merrill-Lynch-Brokersparte, Gregory J. Fleming, den Co-Präsidenten der New Yorker Investmentbank, Laurance D. Fink, Chef des Finanzdienstleisters BlackRock, sowie Alan D. Schwartz, den kürzlich ernannten Präsidenten der Investmentbank Bear Stearns. Die Zeitung hatte auch John A. Thain, den Präsidenten der New York Stock Exchange genannt.
O’Neal könnte nach Angaben der Zeitung bei einem Ausscheiden mindestens 159 Millionen Dollar (111 Mio Euro) einheimsen. Bei einem Ausscheiden nach einer Fusion könnte er nach Darstellung der Zeitung sogar bis zu 274 Millionen Dollar bekommen.
Merrill Lynch nahm bisher keine Stellung zu den Berichten. Die Aktien von Merrill Lynch schossen am Freitag angesichts der Spekulationen über ein mögliches Ausscheiden von O’Neal um 8,5 Prozent auf 66,09 Dollar in die Höhe.