Sonntag, 2. Dezember 2007

Welt / ARD: " Der Steuerzahler zahlt die IKB-Zeche"

Noch zwei Artikel von der welt.de und boerse.ard.de zur "Neverending Story" KfW und IKB.

Hier erst mal der Artikel der Welt mit ein paar Hintergrundinformationen zur Beteiligung der KfW an der IKB:

1. Dezember 2007, 16:32 Uhr
Von Sebastian Jost und Karsten Seibel
Bankenkrise
Der Steuerzahler zahlt die IKB-Zeche
Mit viel Geld hat die staatliche Föderbank KfW die Pleite der Mittelstandsbank IKB verhindert. Nur mit Finanzspritzen lässt sich überhaupt noch ein Käufer für das Krisen-Geldhaus finden. Die KfW könnte das mehr als fünf Milliarden Euro kosten. Finanziert wird das alles indirekt vom Steuerzahler.

Es sollte nach einem hervorragenden Geschäft für beide Seiten aussehen. Zwei „Wunschpartner“ hätten sich gefunden, frohlockte der damalige KfW-Chef Hans Reich vor ziemlich genau sechs Jahren. Damals kaufte die staatliche Förderbank ein Drittel der Anteile des Mittelstandsfinanzierers IKB von den Versicherern Allianz und Münchener Rück – die hatten ihr Interesse an den Düsseldorfern verloren. Reich schwärmte dagegen von der gewinnbringenden Partnerschaft der beiden Institute.

Was er in der offiziellen Stellungnahme verschwieg: Die KfW unternahm diesen Schritt vor allem auf politischen Druck. Im damals rot-grün regierten Berlin wollte man verhindern, dass die IKB von einer ausländischen Großbank geschluckt wird. Und trieb die KfW damit in das desaströseste Geschäft ihrer Geschichte.

Nur knapp ist die IKB in der vergangenen Woche an der Pleite vorbeigeschrammt. Mehr als fünf Milliarden Euro könnten die riskanten Geschäfte der Bank mit zweitklassigen US-Schuldtiteln die Großaktionärin KfW kosten. Damit reiht sich der Fall ein in die unrühmliche Reihe milliardenschwerer Pleiten, Pech und Pannen bei Geldhäusern in öffentlichem Besitz.
Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) versuchte in den vergangenen Tagen, den teuren Ausflug der Staatsbank in die Privatwirtschaft zu verharmlosen. Der Steuerzahler werde durch die Probleme der IKB nicht belastet, beteuerte er. Das ist eine sehr einfache Betrachtungsweise. Zwar braucht die KfW offenbar keine direkte Hilfe aus dem Bundeshaushalt. Fakt ist aber, dass die Bank zu 100 Prozent in öffentlichem Besitz ist. Wenn sie nun an ihre Finanzreserven heranmuss, um die IKB zu retten, greift sie auf nichts anderes als auf Werte des Steuerzahlers zurück.

Die KfW kann die Belastungen verkraften
Sorgen, dass die KfW am Ende selbst in die Bredouille gerät, sind unbegründet. „Die KfW ist mit genug Kapital ausgestattet, um diese Belastungen zu verkraften“, sagt Anna Lozmann von der Ratingagentur Fitch. Dies ändert jedoch nichts daran, dass das Geld für die Reparatur bei der IKB auch für zusätzliche Förderprogramme hätte genutzt werden können – wenn Politiker sich nicht als Eigentümer einer Geschäftsbank versucht hätten.
Auch bei anderen Häusern ist dieser Versuch immer wieder gescheitert. So wollte die nordrhein-westfälische WestLB im Konzert der internationalen Investmentbanken mitspielen, endete jedoch vor einigen Jahren am Rande des Abgrunds. Dieses Jahr sorgten die Düsseldorfer mit neuen Fehltritten bei riskanten Aktiengeschäften erneut für Schlagzeilen.
Auch in Sachsen verspekulierte sich die von Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) persönlich protegierte Landesbank mit verbrieften Krediten. Trotz des Notverkaufs an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) liegt die Rechnung beim Steuerzahler: Mehrere hundert Millionen Euro dürfte der Freistaat draufzahlen müssen, um das Institut überhaupt loszuwerden. Den Großteil der Risiken aus den riskanten Kapitalmarktgeschäften muss das Land weiterhin tragen. Dem Haushalt drohen Milliardenbelastungen.

IKB könnte an einen ausländischen Besitzer gehen
Ähnlich wie bei der SachsenLB ziehen nun die Politiker auch bei der IKB die Notbremse: Der 38-Prozent-Anteil soll „zügig“ verkauft werden. Dieser Schritt würde einen ordnungspolitischen Sündenfall korrigieren – aber womöglich zu einem Treppenwitz der Geschichte führen: Experten glauben, dass die IKB an einen ausländischen Besitzer gehen könnte – genau das, was die Politik stets verhindern wollte.

Zwar hatten in den vergangenen Monaten auch deutsche Institute ihr Interesse bekundet, darunter die genossenschaftlichen Zentralbanken DZ und WGZ sowie die WestLB. Die Frage ist jedoch, wer tatsächlich risikofreudig genug ist, um die IKB zu übernehmen. „Letztlich wird es wahrscheinlich auf die Commerzbank oder auf einen Ausländer hinauslaufen“, sagt Analyst Robert Mazzuoli von der LBBW. Doch selbst die Commerzbank dürfte sich dies gut überlegen. „Zu den meisten Industriekunden in Deutschland hat die Bank bereits selbst Kontakt, dazu braucht sie sich nicht die IKB aufzubürden“, sagt ein Frankfurter Investmentbanker. Für Ausländer sieht es anders aus. Sie könnten sich mit der IKB in den deutschen Markt einkaufen. Ihnen hätte man die Bank allerdings bereits vor sechs Jahren überlassen können. Dann wäre Deutschland heute um rund fünf Milliarden Euro reicher.

Und hier der Bericht von boerse.ard.de:

30.11.2007 18:29
Bloß weg mit der IKB!
Die staatliche KfW will einen Schlussstrich unter die IKB-Affäre ziehen: Die Mittelstandsbank, die sich mit faulen US-Hypotheken bis an den Rand der Pleite verspekuliert hatte, soll verkauft werden. Interessenten gibt es schon.

Die KfW will ihre 38-Prozent-Beteiligung an der IKB schnell loswerden. Nach einer Krisensitzung des KfW-Verwaltungsrates kündigte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) am Freitag in Berlin an, die Verkaufsgespräche sollten "so zügig wie irgend möglich geführt werden". Dabei müsse aber auch ein "guter Preis" erzielt werden. Einen Mangel an Interessenten gebe es nicht.

Allerdings sei nicht auszuschließen, dass noch weitere neue Risiken für die IKB auftauchten: "Das weiß keiner", sagte der Minister. In diesem Fall müssten die übrigen Aktionäre der Bank dafür ebenfalls gerade stehen. Der Bund werde der KfW für die IKB jedenfalls keine Bürgschaft oder andere Garantien gewähren.

"IKB erhalten"
"Es gibt ein überwältigendes Bild im Verwaltungsrat, dass wir die Mittelstandsbank IKB am Markt halten sollten", erklärte Steinbrück. Dieser wichtige Mittelstandsfinanzierer solle nicht vom Markt verschwinden. Der Verwaltungsrat wolle die KfW daher auch bei der weiteren Risikoabschirmung behilflich sein.

Am Donnerstag hatte sich ein Pool mehrerer Banken unter Federführung der KfW nach zähen Verhandlungen zudem auf eine zusätzliche Finanzspritze von 350 Millionen Euro an die IKB verständigt. Laut Steinbrück trägt die KfW davon 150 Millionen Euro, den Rest andere Banken.

Banken drängten zum Verkauf
Nach Informationen der "Financial Times Deutschland" (FTD) gaben die Banken ihre Zustimmung zu dem neuen Hilfspaket nur unter der Voraussetzung, dass der ohnehin geplante Verkauf der IKB beschleunigt wird. Mehrere Institute, darunter die Commerzbank Bank, die schwedische SEB und die WestLB, gelten als Kaufinteressenten.

Kaufinteressent aus Übersee
Am Freitag meldete der US-Finanzinvestor Lone Star sein Interesse an der gewerblichen Immobilienfinanzierung der IKB an. "Wir können uns vorstellen, im Zuge von Umstrukturierungen in der Bankenbranche zum Beispiel einen Geschäftsbereich gewerbliche Immobilienfinanzierung - etwa von der IKB - zu erwerben", sagte der Deutschlandchef von Lone Star, Karsten von Köller, in einem Interview mit "Reuters". Die gewerbliche Immobilienfinanzierung der IKB hat nach Angaben des Instituts ein Volumen von knapp fünf Milliarden Euro.

Harsche Kritik an Bankern
Zuvor hatte Steinbrück die Banken angesichts der weltweiten Finanzmarkt-Turbulenzen scharf kritisiert. "Es gibt Bankvorstände, die der Komplexität dessen, was sie tun, nicht gewachsen sind", sagte er der "FTD". Einige Bank-Manager hätten die Bodenhaftung verloren: "Die Hochnäsigkeit der Manager, die wir mitunter gesehen haben – nach dem Motto: Wir sind cleverer als die anderen - endete in einem Desaster."

Wohnungen von IKB-Managern durchsucht
Wie die "Rheinische Post" unter Berufung auf Kreise der Strafverfolgungsbehörden meldet, ließ die Düsseldorfer Staatsanwalt in der vergangenen Woche bereits die Privatwohnungen von vier ehemaligen Vorständen und einem noch aktiven Top-Manager des Kreditinstituts untersuchen, darunter der frühere IKB-Chefs Stefan Ortseifen.
wf