Mittwoch, 19. Dezember 2007

FTD: "EZB kündigt Geldschwemme an"

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EZB kündigt Geldschwemme an
von Yasmin Osman und Doris Grass (Frankfurt)

Die Europäische Zentralbank (EZB) will Banken über den Jahreswechsel unlimitiert mit Liquidität versorgen, wenn diese beim aktuellen Zweiwochentender einen bestimmten Mindestzinssatz bieten. Die Notenbank hatte ein Hauptrefinanzierungsgeschäft mit Fälligkeit am 4. Januar ausgeschrieben.

Die Währungshüter kündigten an, alle Banken, die 4,21 Prozent oder mehr bieten und über ausreichend Sicherheiten verfügen können, vollständig zu berücksichtigen.

Normalerweise setzt sich die EZB bei ihren Geldauktionen ein Ziel für ihr Tendervolumen und verteilt dieses unter den Banken, wobei die Institute mit den höchsten Geboten zuerst kommen. Das kann bei extrem hoher Nachfrage dazu führen, dass der durchschnittliche Zuteilungssatz deutlich von der offiziellen Untergrenze von 4,0 Prozent abweicht.

Den tatsächlichen Liquiditätsbedarf der Banken schätzt die EZB auf 260,7 Mrd. Euro. Der nun gewählte Satz von 4,21 Prozent, ab dem nun alle Gebote voll berücksichtigt werden sollen, entsprach dem Durchschnittsbietungssatz des letzten Wochentenders. Händler erwarten, dass die Maßnahme der EZB zu einer Entspannung am Geldmarkt führen könnte. "Das heißt, sie will nicht teurer werden", sagte Michael Schneider, Leiter des Liquiditätsmanagements der DZ Bank.

"Die EZB ist dieses Jahr sehr innovativ, um dem Markt im Rahmen ihres Instrumentariums technisch unter die Arme zu greifen", lobte Schneider. "Tendenziell dürften die Termingeldsätze dann bei großzügiger Zuteilung der EZB zurückgehen." Zum Wochenauftakt hatten die Zinssätze für Termingeld nur teilweise nachgegeben. Tagesgeld in der Euro-Zone verteuerte sich auf 4,0 Prozent, nachdem die EZB über einen zweitägigen Schnelltender 36,6 Mrd. Euro an überschüssiger Liquidität aus dem Markt genommen hatte.

Am Devisenmarkt konnte der US-Dollar weiter zulegen. Händler führten das auf die sinkende Hoffnung auf aggressive Zinssenkungen der Fed zurück. Nach unerwartet hohen Inflationsdaten aus den USA hatten Händler die Wetten auf eine Zinssenkung am 30. Januar von 100 Prozent auf 80 Prozent heruntergefahren. "Viele Marktteilnehmer haben Verkaufspositionen auf den Dollar geschlossen, um zum Jahresende noch Gewinne aus den Positionen mitzunehmen", so Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Der Euro rutschte unter 1,44 $ und kostete gegen 19 Uhr MEZ 1,4382 $ nach 1,4430 $ am Freitag.

Am Rentenmarkt profitierten Staatsanleihen von schwachen Aktien. Die deutsche Finanzagentur kündigte an, 2008 141 Mrd. Euro über Anleihen am Kapitalmarkt aufzunehmen und 72 Mrd. Euro über Geldmarktpapiere. Eine neue 30-jährige Bundesanleihe wird es 2008 nicht geben. Das existierende Papier wird aber zweimal aufgestockt.