Gefunden bei ftd.de:
Bushs Subprime-Rettungsplan erntet Kritik
Nach der Immobilienkrise springen US-Regierung und Banken überschuldeten Hausbesitzern jetzt bei. Präsident George W. Bush hat ein Notfallpaket für Subprime-Opfer vorgestellt. Doch das Sicherheitsnetz ist nach Ansicht von Kritikern nicht engmaschig genug. Auch aus der Wirtschaft kam Schelte.
Bush sprach am Donnerstag von bis zu 1,2 Millionen Kreditnehmern, die zur Teilnahme berechtigt sein könnten. Er fügte jedoch hinzu, eine perfekte Lösung gebe es nicht. "Aber die Hausbesitzer verdienen unsere Hilfe." Den Schuldnern sollen zwei Möglichkeiten geboten werden, die finanziellen Belastungen zu verringern. Der von der Privatwirtschaft unterstützte Plan sieht ein Einfrieren der Zinsen für fünf Jahre oder eine Umschuldung vor. Außerdem kann die Bundeswohnungsverwaltung (FHA) Hausbesitzern bei Banken als Bürge zur Seite springen. Bush forderte den Kongress auf, vorübergehend das Steuerrecht zu ändern, um Hausbesitzer bei der Umschuldung zu unterstützen.
Kritik an dem Plan kam unter anderem von den Demokraten. "Wir brauchen ein breiteres Hilfspaket", sagte die Abgeordnete Sue Repplinger. Die Politikerin monierte, der Rettungsplan richte sich nur an solche Schuldner, deren Zinsen zum 1. Januar 2008 angepasst würden. Zudem würden Pleitiers, die bereits rückständig sind, von den Hilfen ausgeschlossen. Mit Blick auf eine mögliche Rezession fügte Repplinger hinzu, die Subprime-Pleite wirke sich "auf die gesamte US-Wirtschaft aus".
Bush zeigte sich jedoch optimistisch. "Die Fundamentaldaten in anderen Bereichen sind solide", sagte er. Für viele Familien sei die drohende Zwangsvollstreckung jedoch "eine schreckliche Belastung." Kritiker des Notfallplans befürchten allerdings, er werde die Krise nur in die Länge ziehen und verhindere eine Bereinigung des Markts.
Analystenschelte
In den USA steigen in den kommenden zwei Jahren die Zinsen bei rund 1,7 Millionen Subprime-Krediten im Volumen von 367 Mrd. $. Bei 200.000 Krediten seien die Zinszahlungen bereits 90 Tage oder länger verspätet, oder die Zwangsvollstreckung sei schon eingeleitet worden, sagen Experten. Schätzungen der US-Notenbank Fed zufolge werden rund 1,8 Millionen Hausbesitzer im kommenden Jahr deutliche Zinssteigerungen zu spüren bekommen. Eine halbe Million sei dann in Gefahr, ihr Eigenheim zu verlieren. Fed-Chef Ben Bernanke begrüßte den Regierungsplan. Damit würden Amerikaner vor unnötigen Zwangsvollstreckungen geschützt.
Bush sagte, Ziel des Plans sei es ausdrücklich nicht, Spekulanten zu schützen. Einige Analysten verurteilten den Schritt in der Folge. "Ich halte das für eine furchtbare Idee", sagte Larry Smith von Third Wave Global Investors. Die Regierung solle nicht auf diese Weise in den Markt eingreifen. Auch Peter Schiff von Euro Pacific Capital sprach von einem riesigen Geschenk des Staates. "Im Grund genommen sagen sie, wir helfen euch, wenn ihr die Zahlungen nicht schafft", sagte er. Jetzt würden alle versuchen, zu zeigen, dass sie dazu nicht in der Lage seien.
Neue Hürden für Superfonds
Derweil steht der von einigen Banken ebenfalls mit der US-Regierung geplante Superfonds zur Stabilisierung der Kreditmärkte vor neuen Hürden. Für das bereits seit Monaten verhandelte Vorhaben zeichne sich unter den Banken weniger Interesse ab als gedacht, berichtete das "Wall Street Journal". Das Fondsvolumen von den ursprünglich geplanten 100 Mrd. $ werde nun wohl halbiert. Die Vorbereitungen liefen allerdings weiter.
Die Immobilienkrise entstand, nachdem Banken in den USA Hypothekenkredite an weniger Kunden mit schlechter Bonität vergeben hatten. Wegen steigender Zinsen und sinkender Immobilienpreise gerieten die Kreditnehmer in finanzielle Schwierigkeiten und die Institute in schwere Turbulenzen.
FTD.de, 07.12.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: dpa