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Vorzeigebank LBBW im Krisensumpf
von Nina Luttmer (Frankfurt)
Auf die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) kommen durch die anhaltende Finanzkrise Belastungen von mindestens 800 Mio. Euro zu. Rund die Hälfte davon entstanden durch Engagements der LBBW-Tochter Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) .
Das teilte die Bank nach FTD-Informationen ihren Eigentümern in einer sogenannten Trägerversammlung am vergangenen Freitag mit. Allerdings hielt die LBBW offen, wie groß die Abschreibung des Konzerns sein wird. Dies hänge davon ab, welcher Teil des Schadens in die Neubewertungsrücklage der Bilanz geschoben werden kann und dadurch vorerst nicht relevant für die Gewinn- und Verlustrechnung wird, hieß es. Weder LBBW noch LRP wollten zu den Informationen Stellung nehmen.
Damit wird erstmals deutlich, wie stark die größte Landesbank und fünftgrößte deutsche Bank von den Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten betroffen ist. Bislang hat sich das Institut, genau wie die zweitgrößte Landesbank BayernLB, nicht zu möglichen Belastungen geäußert.
Für die Bank bedeuten die Belastungen einen erheblichen Imageschaden. Sowohl die LBBW-Eigentümer als auch Bankchef Siegfried Jaschinski heben - zum Ärger anderer Landesbanker - die Bedeutung des Instituts als stärkste Landesbank immer wieder hervor. So begründete der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) die Übernahme der maroden Sachsen LB im August mit den Worten: "Wer, wenn nicht wir?"
Die Probleme der LBBW könnten sich noch verschärfen: Bewertungsstichtag für die 800 Mio. Euro war der 31. Oktober. Im November hat sich die Lage an den Finanzmärkten noch verschärft. Außerdem gab die LBBW diese Woche bekannt, dass sie ihre Zweckgesellschaft Lake Constance auf die Bücher nehmen wird. Die hatte Ende August ein ausstehendes Volumen an forderungsbesicherten Wertpapieren von 9,6 Mrd. $.
Die LBBW läuft nun Gefahr, für 2007 ein deutlich reduziertes, im Extremfall sogar ein negatives Ergebnis ausweisen zu müssen. 2006 hatte sie einen Überschuss von 828 Mio. Euro erwirtschaftet.
Zudem wollen Jaschinski und die LBBW-Eigentümer mit der angeschlagenen WestLB fusionieren. Im Vorstand steht er damit inzwischen jedoch isoliert da. Die übrigen Vorstände fürchten dem Vernehmen nach, dass sich die LBBW übernehmen könnte. Sie plädieren daher dafür, sich auf die Integration der Sachsen LB und der LRP zu konzentrieren.
Die LBBW geht von jeweils etwa 400 Mio. Euro Belastung bei ihr selbst und der kleinen LRP aus. Die LRP hat nach FTD-Informationen gemeinsam mit ihrer Luxemburger Tochter LRI einen hohen einstelligen Milliardenbetrag in Kreditderivaten und anderen risikoreichen Wertpapieren investiert. Die Engagements der LBBW dürften aber deutlich höher sein.
Umwerfen wird die Finanzkrise die LBBW aber nicht. Einen Teil des Millionenbetrags wird die Bank in der Neubewertungsrücklage des Konzerns unterbringen können. Der LBBW-Konzern hat mit einem Eigenkapital von knapp 12 Mrd. Euro Ende 2006 eine komfortable Kapitalausstattung. Zudem könnte die Bank einen Teil ihrer stillen Reserven, die etwa 1 Mrd. Euro betragen, auflösen und dem Eigenkapital zuschlagen.
Aus der FTD vom 29.11.2007