Samstag, 1. Dezember 2007

Immobilienkrise: ist das die "Rettung" - Teaser Rates einfrieren???

Zu diesem Thema gibt es mehrere Artikel - hier exemplarisch zwei aus dem handelsblatt und von Spiegel Online...

Gefunden bei
handelsblatt.com:

HANDELSBLATT, Freitag, 30. November 2007, 13:00 Uhr
Subprime-Krise

Rettungsplan für Millionen US-Kredite

Die US-Regierung und führende amerikanische Banken wollen in einer konzertierten Aktion den drohenden Ausfall weiterer Millionen von Hypothekenkrediten verhindern. Dazu sollen die automatisch steigenden Zinssätze für zahlreiche Eigenheimkredite vorübergehend eingefroren werden. Ausfälle müssten nicht nur Hypothekengeber akzeptieren.

HB NEW YORK. US-Hypothekenkredite haben in der Regel nicht - wie etwa meist in Deutschland - einen festen Zinssatz über zehn oder mehr Jahre. Die Banken locken Kreditnehmer mit niedrigeren Startzinsen, die später steigen und die monatliche Last deutlich erhöhen. Allein in den nächsten beiden Jahren stehen laut Schätzungen mehr als zwei Millionen solcher Kredite zur Erhöhung an - angesichts der Finanzkrise eine Zeitbombe von Zahlungsausfällen und Zwangsversteigerungen.

Wie das „Wall Street Journal“ am Freitag berichtet, arbeiten das US-Finanzministerium und einige stark im Hypothekengeschäft engagierte Banken noch an Details des Notfall-Plans. Konkret ist daran gedacht, jenen Hypothekenschuldnern mit niedriger Bonität den vereinbarten niedrigen Anfangszins für einen längeren Zeitraum zu gewähren, die andernfalls ihre Kredite nicht mehr bedienen könnten. Es sei aber noch nicht entschieden, welche Kreditnehmer genau für einen Stopp der Zinsanhebung in Frage kommen und wie lange die Aussetzung der Erhöhung dauern soll.

Durch eine solche Regelung müssten die Banken zwar hohe Zinsausfälle hinnehmen, würden aber drohende, noch weit teurere Kreditpleiten verhindern. Nicht nur die Hypothekengeber, auch Investoren in Wertpapiere, die mit Subprime-Krediten besichert sind, müssten bei einer Einigung draufzahlen. Sie bekämen niedrigere Zinszahlungen ebenfalls zu spüren. Wie das Journal schreibt, wächst nach anfänglicher Skepsis im Lager der Investoren die Einsicht, dass niedrigere Zinszahlungen besser seien als Ausfälle auf breiter Front.

Angesichts der drohenden nächsten Runde in der Kreditkrise war der Druck der Öffentlichkeit auf Banken und Politik zuletzt immer größer geworden, die Zinsen einzufrieren. Die Bush-Regierung könnte mit einer Lösung des Problems signalisieren, dass sie wie in der amerikanischen Öffentlichkeit gefordert, endlich tätig geworden ist.

Die Immobilienkredite mit variablen Konditionen laufen zum Beispiel zwei Jahre mit 7 Prozent Zinssatz und springen dann bis auf 11 Prozent. Für einen typischen Kreditnehmer bedeutet das mehrere hundert Dollar Zusatzbelastung pro Monat. Dies ist für viele derzeit nicht mehr leistbar. Betroffen sind davon nicht nur Bankkunden mit wenig Sicherheiten (subprime), sondern zunehmend auch bislang solidere Kunden. Viele haben auf steigende Hauspreise gesetzt und sich nun angesichts der Immobilienkrise damit verspekuliert.

Gefunden bei spiegel.de:

30. November 2007

KREDITKRISE
Bush-Regierung schmiedet mit Banken Notfallplan

Der Name ist Programm: "Hope Now Alliance". Die Bush-Regierung bastelt einem Zeitungsbericht zufolge mit Großbanken an einem Rettungsplan, um klammen Hypothekenschuldnern Zinserhöhungen zu ersparen. Die Banken würden auf viel Geld verzichten - aber besser wenig Zinseinnahmen als gar keine.

Washington - Die Bush-Regierung musste sich einiges anhören: Führungsschwäche warf etwa der US-Ökonom Brian Bethune dem Präsidenten, seinem Finanzminister Henry Paulson und auch US-Notenbank-Chef Ben Bernanke vor. Sie hätten in der Kreditkrise längst eingreifen sollen. Die US-Bürger müssten darauf vertrauen können, dass das Nötige zur Verhinderung der Rezession getan wird. Doch die Regierung zögerte lange - weil sie nicht den Eindruck erwecken wollte, die Fehler von risikoverliebten Kreditgebern und -nehmern auszubügeln, wie das "Wall Street Journal" berichtet. Doch inzwischen sehen Paulson und seine Mannschaft keinen anderen Ausweg mehr, als aktiv zu werden.

Seit geraumer Zeit basteln Beamte aus Washington deshalb mit einer Reihe von Geldinstituten wie der Citigroup Chart zeigen, Wells Fargo & Co. und Washington Mutual an einer Vereinbarung, im Rahmen derer die automatisch steigenden Zinssätze für zahlreiche Eigenheimkredite für bis zu sieben Jahren eingefroren werden sollen. Der Name der Koalition: die "Hope Now Alliance".

Zwar würden die Finanzunternehmen damit auf Unsummen an Einnahmen verzichten - aber angesichts der nicht enden wollenden Kreditkrise auf dem US-Häusermarkt scheint sich mehr und mehr die Einsicht durchzusetzen: besser niedrige Zinseinnahmen als gar keine. Der Plan soll schon nächste Woche vorgestellt werden.

Enorme Ausfälle auf dem Markt der sogenannten Subprime-Kredite - hochrisikoreiche Hypotheken für Schuldner mit geringer Bonität - waren der Auslöser der Krise. Oft wird dabei mit variablen Zinssätzen gearbeitet: In den ersten zwei, drei Jahren liegt der Zinssatz bei sieben oder acht Prozent, dann steigt er kontinuierlich. Allein in den nächsten beiden Jahren stehen laut Schätzungen mehr als zwei Millionen solcher Kredite zur Erhöhung an - angesichts der Finanzkrise eine Zeitbombe von Zahlungsausfällen und Zwangsversteigerungen. Der Notfallplan soll das verhindern.

Erstmals staatlicher Fonds geschlossen
Der US-Bundesstaat Florida ist heute schon aktiv geworden, um die Krise einzudämmen. Er verhängte einen Auszahlungsstopp für einen milliardenschweren Investmentfonds der Gemeinden. Aus Angst vor Verlusten infolge der Kreditkrise hatten die Gemeinden in den vergangenen Wochen mehrere Milliarden Dollar abgezogen. Das Anlagevermögen im "Florida Local Government Investment Pool" hatte sich in den vergangenen Monaten so fast halbiert - von rund 27 auf 15 Milliarden Dollar. An einem einzigen Tag wurden einmal drei Milliarden Dollar abgezogen.

Um weitere drohende Abflüsse zu vermeiden, bleibe der Fonds vorübergehend geschlossen, teilten Floridas Finanzverwalter in Tallahassee mit. US-Medienberichten zufolge war dies die erste zeitweise Schließung eines großen staatlichen Fonds infolge der Turbulenzen an den Finanzmärkten. Die staatlichen Fondsverwalter wollen am nächsten Dienstag über das weitere Vorgehen beraten. In dem Finanztopf bündeln Gemeinden und Schulen ihre Anlagen, um durch die Größe gemeinsam bessere Renditen erzielen zu können.

ase/dpa/Reuters