Mittwoch, 5. Dezember 2007

Land Sachsen: Milliardenbürgschaft für SachsenLB

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HANDELSBLATT, Mittwoch, 5. Dezember 2007, 08:55 Uhr
Finanzkrise

Milliardenschwere Bürgschaft für die SachsenLB
Von Peter Köhler und Robert Landgraf

Für die öffentlich-rechtlichen Landesbanken, die besonders stark unter der Finanzkrise leiden, zeichnet sich Entspannung ab. Das Land Sachsen übernimmt die Garantie für mögliche Zahlungsausfälle der geplanten Super-Zweckgesellschaft (Super-SIV) der SachsenLB. Potentielle Investoren hatten zuvor auf eine rasche Lösung gedrängt.

FRANKFURT. Laut Bankenkreisen würden dafür unter einer Milliarde Euro kalkuliert. Auch die BayernLB und der WestLB arbeiten an Lösungen für ihre in Schieflage geratenen Investmentvehikel.

Die Stabilisierung der SachsenLB ist besonders dringlich, weil die Investoren eine rasche Lösung fordern. Nunmehr stehen alle Beteiligten vor einer einvernehmlichen Lösung. Nach Informationen aus Bankenkreisen wird der Freistaat Sachsen für die in der geplanten Mega-Zweckgesellschaft, dem Super-SIV, anfallenden Risiken eine Ausfallbürgschaft von höchstens einer Milliarde Euro geben. Bei den drei im Super-SIV zu bündelnden Spezialfinanzierern handelt es sich um Ormond Quay, Georges Quay und Sachsen Funding. "So können wir die Bank von den Risiken trennen, denn im Kern ist die SachsenLB gesund", sagte ein Insider. Die Kapitaldecke der SachsenLB betrage schließlich rund 1,5 Mrd. Euro.

Mit der Lösung könne Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) am Ende noch einen realistischen Preis vom neuen Eigentümer, der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), erwarten. Die Alteigentümer - der Freistaat und die Sachsen-Finanzgruppe - müssen sowieso für einen Teil der Wertpapiere in den Zweckgesellschaften geradestehen. Hier gilt noch die alte "Gewährträgerhaftung". Ein Sprecher der SachsenLB wollte die Suche nach Lösungen nicht kommentieren.

Structured Investment Vehicles (SIVs) oder Zweckgesellschaften investieren in langlaufende forderungsbesicherte Wertpapiere wie etwa verbriefte Immobilienkredite. Zur Refinanzierung begeben sie überwiegend kurzfristige Schuldtitel. Durch die Immobilienkrise in den USA können sich manche Zweckgesellschaften nicht mehr am Markt refinanzieren, die Geschäfte stocken. SIVs müssen deshalb einen Teil ihrer Anlagen verkaufen und nehmen dabei hohe Abschläge in Kauf. Dies wollen die Landesbanken vermeiden. Deshalb nehmen sie die früher außerbilanziell geführten Finanzierer auf ihre Bücher. Bei der Bewertung wollen sie sich laut ihrem Verband VÖB an den strengen Vorgaben der internationalen Rechnungslegung (IFRS) orientieren.

Zweckgesellschaften mit einem Volumen im zweistelligen Milliardenbereich besitzen neben der SachsenLB auch die BayernLB und die WestLB. In München wird das gesamte Wertpapiervolumen auf rund 16 Mrd. Euro veranschlagt. Um "Notverkäufe" der Papiere zu vermeiden, werde die BayernLB die SIVs auf ihre Bilanz nehmen und dafür schätzungsweise gut eine Milliarde Euro an Wertberichtigungen verbuchen, berichten Insider. Wenn sich der Markt 2008 wieder erhole, könnten die Abschreibungen viel niedriger ausfallen. Da der Schritt zusätzliches Eigenkapital bindet, dürfte die Eigenkapitalquote der BayernLB sinken. Deshalb werde für Anfang 2008 über eine Kapitalerhöhung nachgedacht, wobei derzeit offenbar 600 Mill. Euro im Gespräch sind, hieß es. Die BayernLB gehört je zur Hälfte dem Freistaat und den Sparkassen. Die Landesregierung ist gegen eine Fusion mit der LBBW.

Die WestLB hat in dieser Woche für ihre Zweckgesellschaft Harrier Finance eine Kreditlinie von rund elf Mrd. Dollar bereitgestellt, um Notverkäufe von Wertpapieren zu verhindern. Zuvor hatte sie bereits drei Mrd. Dollar für ihr SIV Kestrel lockergemacht, um schlechtere Bonitätsnoten durch die Ratingagenturen für die Spezialfinanzierer aufzufangen. Die Bank will morgen zu der Veröffentlichung der Quartalszahlen weitere Informationen geben.